Gehalt 2011: Minus für fast alle Bis zu 94 Euro weniger in der Lohntüte

Berlin (RPO). Wenig erfreuliche Aussichten fürs Gehalt in 2011: Millionen Beschäftigte müssen sich auf ein Minus einstellen. Unterm Strich werden gesetzlich versicherte Arbeitnehmer im nächsten Jahr bis zu 94 Euro weniger Lohn in der Tasche haben, wie der Bund der Steuerzahler in Berlin (BdSt) berechnet hat.

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Foto: gms

Die Einkommenseinbußen variiern je nach persönlicher Situation. Mittlere bis kleine Einkommen müssen spürbar stärkere Einbußen hinnehmen als Topverdiener.

Grund für die Mehrbelastung sind steigende Sozialabgaben: Krankenkasse und Arbeitslosenversicherung werden wieder einmal teurer. Der Beitragssatz für Kassenpatienten springt ab Januar von 14,9 auf 15,5 Prozent. Der Arbeitgeber steuert 7,3 Prozent bei, während Arbeitnehmer dann mit 8,2 Prozent ihres Bruttolohns zur Kasse gebeten werden. Für einen angestellten Durchschnittsverdiener mit 2.500 Euro brutto bedeutet das etwa 7,50 Euro pro Monat mehr. "Alle gesetzlich Versicherten werden im kommenden Jahr belastet", kritisiert BdSt-Bundesgeschäftsführer Reiner Holznagel im dapd-Gespräch. Der Fachmann meint: Das wäre vermeidbar gewesen.

Auch gesetzlich krankenversicherte Rentner müssen die Beitragserhöhung mittragen. Sie zahlen 2011 wie die Arbeitnehmer 8,2 Prozent. Für eine Rente von 1.000 Euro bedeutet das etwa drei Euro mehr im Monat. Was Ruheständlern erspart bleibt, ist die Mehrbelastung bei der Arbeitslosenversicherung. Diese steigt ab 1. Januar von 2,8 auf 3,0 Prozent. Dass im kommenden Jahr die Steuerlast weniger drückt, weil mehr Kosten zur Altersvorsorge absetzbar sind, fällt da unterm Strich kaum ins Gewicht.

"Per Saldo kriegen viele Leute 2011 deutlich weniger netto raus", sagt Erich Nöll, Geschäftsführer des Bundesverbands der Lohnsteuerhilfevereine (BDL). Kirchensteuer, die Verteuerung des täglichen Lebens, voraussichtlich weiter steigende Energiepreise und mögliche Zusatzbeiträge für die Krankenkasse dürften noch Extra-Löcher reißen. Neu ist im kommenden Jahr, dass jede Kasse künftig grundsätzlich beliebig hohe Zusatzbeiträge verlangen darf.

Singles fahren besser

Wie sich die höheren Abgaben aufs Gehalt auswirken, haben die Experten des Steuerzahlerbundes so berechnet: Ein verheirateter Alleinverdiener (konfessionslos) mit Steuerklasse 3, einem Kind und monatlichem Bruttoverdienst von 2.500 Euro bringt 2011 knapp 94 Euro weniger nach Hause. In der Gehaltsgruppe von 3.500 Euro büßt der Familienvater noch 75,60 ein, in Top-Regionen um die 6.000 Euro nur noch gut 35 Euro.

Im Vergleich zu ihm kommt ein kinderloser Single (konfessionslos) 2011 in der Regel besser davon. Mit 2.500 Euro brutto im Monat bleiben ihm übers Jahr fast 56 Euro weniger übrig. Verdient er 3.500 Euro, büßt er 62,40 Euro ein. Ab der Gehaltsstufe von 5.000 Euro sind es dagegen nur noch eine Handvoll Euro, nämlich 5,88. Ab 6.000 Euro Verdienst schrumpft die Mehrbelastung auf ganze 1,32 Euro.

Je mehr Brutto, desto weniger Einbuße

Auch Alleinerziehende mit Steuerklasse 2 und einem Kind kriegen weniger raus. Bei 1.300 Euro brutto liegt die Einbuße 2011 bei fast 56 Euro, bei 3.000 Euro sind es gut 62 Euro. Auch hier gilt: Je mehr Verdienst, desto weniger Mehrbelastung.

Das liegt vor allem an der Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung. Die Messlatte sinkt 2011 für alte und neue Bundesländer von 3.750 auf 3.712,50 Euro. Monatliches Einkommen, das darüber hinausgeht, ist beitragsfrei - ob 3.720 oder 10.000 Euro monatlich verdient wird. Die Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Renten- und in der Arbeitslosenversicherung bleibt nächstes Jahr in Westdeutschland bei 5.500 Euro, während sie im Osten von 4.650 Euro auf 4.800 Euro pro Monat steigt.

(apd/jre)
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