Tuifly und Germanwings Billigflug-Fusion auf der Kippe

Düsseldorf (RP). Im Falle weiter steigender Ölpreise müssen die Kunden von Air Berlin sich auf die Streichung von Verbindungen auch im Sommerflugplan und die Erhöhung der Ticketpreise einstellen. "Wir müssen dann darüber nachdenken", bestätigte gestern ein Sprecher gegenüber unserer Zeitung.

Die wichtigsten Daten zu Air Berlin
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Foto: ddp

Air Berlin hatte schon am Vortag angekündigt, ein Drittel der Langstrecken im Winterflugplan streichen zu müssen. Außerdem soll die 52-köpfige Verwaltung der erst im vergangenen Jahr übernommenen Fluggesellschaft dba geschlossen werden. Zu diesem Sparprogramm sagte der Sprecher gestern: "Das war ein erster Schritt." Weitere Stellenstreichungen stünden gegenwärtig aber nicht auf der Agenda.

Unicredit-Analyst Uwe Weinreich sagte gestern: "Ich gehe davon aus, dass Air Berlin weitere Sparmaßnahmen ergreifen wird." Der Wettbewerb im internationalen Flugverkehr nehme zu, und auch Air Berlin müsse eines Tages seine Kapitalkosten verdienen.

Während Air Berlin selbst eine Kerosinpreisprognose als unseriös ablehnt, gehen immer mehr Experten von steigenden Energiekosten aus. Laut einer Umfrage unter 500 Top-Managern erwartet inzwischen knapp die Hälfte einen Ölpreis von 180 Dollar je Fass. Derzeit pendelt der Preis zwischen 130 und 140 Dollar.

Der Air-Berlin-Sprecher hält dem Kerosinproblem aber entgegen, dass die Gesellschaft im kommenden Jahr "bis zu 100 Millionen Euro" Einspareffekte aus der Übernahme der dba und der Düsseldorfer Fluglinie LTU erwarte. "Das wird das Ganze entschärfen", so der Sprecher. An der geplanten Übernahme der Condor, die gegenwärtig noch vom Kartellamt blockiert wird, halte Air Berlin unverändert fest.

Hohe Energiekosten belasten Billigflieger

Die Kerosinkrise bringt offenbar auch die Pläne zur Fusion der Billigflieger TUIfly und Germanwings durcheinander. Deren Mütter TUI und Lufthansa hatten eine Fusion der beiden Töchter angekündigt. Aus TUIfly-Kreisen war als Datum der Sommer des kommenden Jahres genannt worden. Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigten gestern jedoch beide Fluggesellschaften, für den Sommer 2009 jeweils eigene Flugpläne zu erarbeiten.

Der TUI-fly-Sprecher sagte, die Prüfung der Bücher nehme mehr Zeit als gedacht in Anspruch. In Branchenkreisen heißt es, Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber habe einen Blick in die TUIfly-Bücher geworfen und sei nun nicht mehr von der Fusion überzeugt. Die TUIfly-Zahlen waren zuletzt so schlecht, dass sie sogar die Bilanz des Mutterkonzerns TUI mit verhagelt haben.

Unicredit-Analyst Uwe Weinreich, einer der führenden Luftfahrt-Experten, meint: "Ob die Fusion kommt oder nicht, hängt von der Ölpreisentwicklung der kommenden zwölf Monate ab." Hohe Öl- und damit auch hohen Kerosinpreis-Kosten belasten die Billigflieger überproportional. Nach Einschätzung von Branchenexperten werden die Treibstoffkosten für die Fluggesellschaften sich in diesem Jahr um 50 Prozent auf über 61 Milliarden Dollar erhöhen und damit zum größten Posten in der Bilanz.

(RP)
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