Betriebsversammlung beim Autokonzern Ford nennt Details zu Jobabbau

Köln/Saarlouis · In Saarlouis soll das Modell C-Max eingestellt werden und damit die Nachtschicht wegfallen. Davon betroffen sind 1600 Jobs. Damit sind am Sitz der Europazentrale in Köln bis zu 3400 Stellen in Gefahr.

 Ein Mitarbeiter baut im Ford-Werk eine Tür in einen Ford Fiesta ein. 

Ein Mitarbeiter baut im Ford-Werk eine Tür in einen Ford Fiesta ein. 

Foto: dpa/Oliver Berg

Für die Ford-Beschäftigten ist eine schwierige Woche angebrochen. Am Montag informierten die Spitze von Ford-Europa die Mitarbeiter am Standort Saarlouis über die geplanten Einschnitte. Dort laufen der Ford Focus und der Familien-Van C-Max vom Band.

Das US-Management hatte im Januar bereits angekündigt, dass 5000 der deutschlandweit 24.000 Stellen eingespart werden müssten. So will das Management 440 Millionen Euro einsparen. Die Konzernspitze macht Druck beim Thema Kostensenkungen. Gerade erst wurde der bis dato für den Umbau verantwortliche Europa-Chef Steven Armstrong gegen den Briten Stuart Rowley ausgetauscht.

Das Europa-Geschäft gehört zu den Sorgenkindern des zweitgrößten Autoherstellers der USA. Ford setzte zu lang auf die falschen Modelle, verschlief die Themen E-Mobilität und autonomes Fahren. Das rächt sich inzwischen. Unterm Strich erzielte der Autobauer 2018 in Europa einen operativen Verlust von 350 Millionen Euro. Vor allem die verfehlte Produktpolitik macht sich inzwischen in den Zahlen bemerkbar: Mit 1,5 Millionen Fahrzeugen brachte Ford in Europa im vergangenen Jahr drei Prozent weniger in den Handel als noch 2017. Ford will nun sein Produktangebot straffen. Der Familien-Van C-Max soll eingestellt werden – nach dem Willen des Managements schon im Sommer. Der C-Max läuft in Saarlouis vom Band. Weil deshalb dort die Nachtschicht eingestellt wird, wären 1600 Stellen bedroht. Die IG Metall rechnet zudem vor, dass mit den umliegenden Zulieferbetrieben 2300 Stellen im Saarland gefährdet sind.

Für den Kölner Standort mit insgesamt 18.000 Beschäftigten bedeutet das einen Einschnitt von bis zu 3400 Stellen. Informationen werden für die Betriebsversammlung am Dienstag erwartet. Ford versucht, um betriebsbedingte Kündigungen herumzukommen und macht den Beschäftigten das Ausscheiden mit hohen Prämien schmackhaft machen. Mindestens 30.000 Euro sollen Mitarbeiter, die seit 2006 im Betrieb oder nicht älter als 49 Jahre sind, als Sockel erhalten. Das geht aus einem internen Ford-papier hervor, über das der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete. Pro Beschäftigungsjahr packt das Management ein Monatsgehalt oben drauf – bis maximal 18 Monatsgehälter können hinzukommen. Für Beschäftigte ab 55 Jahren gibt es eine Frühverrentungsregelung.

„Es ist schon einigermaßen verwunderlich, dass das Management ein freiwilliges Abfindungsprogramm vorlegt, noch bevor es überhaupt eine Strategie für Ford Europa entwickelt hat“, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen, Dieter Kolsch, unserer Redaktion. „Wir wollen klare Aussagen zur Modellpolitik haben.“

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