Absage der Jubiläumsfeier bei Opel Bochum Betriebsratschef: "Das ist armselig"

Bochum · Zum Feiern dürfte den wenigsten Opelanern in Bochum zu Mute sein. Dennoch wollten sie beim Jubiläumsfest zugegen sein. Doch Opel sagte das nun ab – aus Sicherheitsbedenken. Der Betriebsrat aber sieht dies nur als vorgeschobenen Grund und einen anderen als den wahren: Die Angst vor den eigenen Mitarbeitern.

Dezember 2012: Opel-Belegschaftsversammlung in Bochum
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Zum Feiern dürfte den wenigsten Opelanern in Bochum zu Mute sein. Dennoch wollten sie beim Jubiläumsfest zugegen sein. Doch Opel sagte das nun ab — aus Sicherheitsbedenken. Der Betriebsrat aber sieht dies nur als vorgeschobenen Grund und einen anderen als den wahren: Die Angst vor den eigenen Mitarbeitern.

Als Thomas Sedran vor drei Tagen verkündete, dass Opel in Bochum nach 2016 keine Autos mehr produzieren werde, war die Enttäuschung groß. Die Mitarbeiter stellen sich seither vor allem die Frage, was aus ihren Arbeitsplätzen wird. Denn vieles hatte die Unternehmensleitung bei der Verkündung noch offen gelassen.

Die Nachricht des Produktionsaus kam nicht nur wenige Wochen vor Weihnachten, sondern auch vor der Feier zu 50 Jahre Bochumer Opel-Werk, die schon mal verschoben worden war. Angesichts der jüngsten Nachrichten ist sicherlich kaum jemanden zum Feiern zumute. Die Mitarbeiter aber wollten auf der für Samstag geplanten Feier ihre Solidarität mit dem Werk bekunden und das Fest für eine große Demonstration nutzen.

Denn sowohl Gewerkschaften als auch Betriebsrat hatten dazu aufgerufen, für das Werk zu kämpfen. Es müsse eine tragfähige Gesamtlösung für Opel in Deutschland vorliegen, sonst gebe es einen offenen Konflikt, hieß es am Dinestag von IG-Metall-Chef Berthold Huber. "Solange nichts auf dem Tisch liegt, leisten wir Gegenwehr", kündigte er an. Die Chance, am Samstag die Solidarität mit dem Werk zu bekunden, wurde den Mitarbeitern nun genommen.

Zunächst 15.000 Besucher erwartet

Denn die Unternehmensleitung sagte die seit langer Zeit vorbereitete Feier ab, wegen Sicherheitsbedenken, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Es seien deutlich mehr Besucher erwartet worden als ursprünglich angenommen, hieß es. Die Werksleitung war zunächst von rund 15.000 Besuchern ausgegangen.

Angesichts des Produktionsaus allerdings war nun eine wesentlich höhere Zahl erwartet worden — und auf einen solchen Ansturm sei das Sicherheitskonzept nicht zugeschnitten. Die Stadt, so hieß es von dem Sprecher, habe Nachbesserungen beim Konzept gefordert, und daraufhin habe Opel die Feier abgesagt.

Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) bedauerte die Absage. Das sei "sehr schade", sagte sie im WDR. Bei den Mitarbeitern aber herrscht vor allem eins: Verärgerung. Denn ihnen wurde eine der großen Möglichkeiten genommen, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. "Die Enttäuschung über das VErhalten von Opel ist groß", heißt es in einem Flugblatt des Bochumer Betriebsrates.

Die Belegschaft sei sich einig gewesen, dass an diesem Festtag gezeigt werden solle, wie wichtig das Bochumer Werk für die Region sei. "Es sollte ein Fest der Opelaner für die Menschen der Region mit einem großen Programm für Familien und Kinder werden", heißt es in dem Flugblatt weiter.

Viele Vereine, Künstler oder auch private Initiativen hätten bereits ihre Unterstützung zugesagt, viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft seien erwartet worden. All das wird es nun aber nicht geben, und der Betriebsrat sieht auch einen Grund dafür.

Einenkel: "Absolute Hilflosigkeit"

Der Betriebsrat konstatiert in dem Flugblatt: "Natürlich hätten tausende Besucher an diesem Tag ihre Solidarität mit dem Bochumer Opel-Werk und den Beschäftigten gezeigt. Davor hatte die Unternehmesleitung Angst." Allerdings heißt es dort, die Aufrufe von Splittergruppen zu Störungen und Provokationen würden nur als Vorwand für die Absage genutzt.

Bei der Absage zeige sich die "absolute Hilflosigkeit der Opel-Führung", sagte Rainer Einenkel. "Das ist armselig", so der Betriebsratschef weiter. Er unterstellte der Konzernleitung, sie habe Angst davor, dass bei dem Fest auf dem Werksgelände tausende Besucher ein Zeichen der Solidarität setzen würden.

Das Jubel-Fest hätte durch mögliche Proteste und Demonstrationen einen anderen Charakter bekommen, sagte dagegen Opel-Sprecher Alexander Bazio. Ob nun tatsächlich das Sicherheitskonzept oder ein anderer Grund Ursache für die Absage sind, wird sich wohl nicht klären lassen.

Doch es zeigt sich, dass die Opelaner Bochum nicht kampflos aufgeben wollen und sich die Unternehmensleitung auf massiven Widerstand einstellen werden wir. Und was die Mitarbeiter betrifft: Für Anfang 2013 planen sie nun ein eigenes Fest zum Firmenjubiläum.

mit Agenturmaterial

(das)
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