Telekom, Vodafone und Telefonica Betriebsräte fürchten massiven Jobabbau bei Mobilfunk-Riesen

Düsseldorf · Die Arbeitnehmervertreter befürchten unfaire Konkurrenz durch den Neuling United Internet (1&1), der am Mittwoch Frequenzen für ein eigenes Mobilfunknetz ersteigert hat. Auf dem Land will United aber die Netze der etablierten Wettbewerber nutzen.

 Besucher der Technikmesse Mobile World Congress gehen an einer Leuchttafel mit Werbung für den Mobilfunk-Standard 5G vorbei.

Besucher der Technikmesse Mobile World Congress gehen an einer Leuchttafel mit Werbung für den Mobilfunk-Standard 5G vorbei.

Foto: dpa/Clara Margais

Nachdem es United Internet am Mittwoch geschafft hat Frequenzen zum Betrieb eines vierten Mobilfunknetzes in Deutschland zu erringen, befürchten die Arbeitnehmervertreter der etablierten drei Netzbetreiber bei ihren Unternehmen massiven Jobabbau. Tausende Stellen seien gefährdet.

Dies erklären gegenüber unserer Redaktion Josef Bednarski, Betriebsratschef der Telekom, Dirk Wilharm, Betriebsratschef von Vodafone, sowie Jan-Erik Walter, erster Belegschaftsvertreter von Telefonica Deutschland. „Der Zuschlag für United Internet bei der 5G-Auktion zeigt, dass es nun ernst wird“, sagt Wilharm.

Er fügt hinzu: „Wir befürworten Wettbewerb, aber es muss ein Wettbewerb der Investoren sein. Wenn United Internet dagegen hofft, nur in den Städten investieren zu müssen und auf dem Land unsere Infrastruktur zu Billigpreisen mieten zu können, dann kann dies Tausende Jobs kosten.“ Er würde zwar verstehen, wenn sich Kunden über günstige Preise freuen, aber es sei unfair, wenn günstige Tarife vorrangig möglich sind, weil ein Unternehmen deutlich weniger investiert als die anderen. „Wir wollen fairen Wettbewerb, keine Dumpingkonkurrenz.“

Konkret befürchten die Betriebsräte, dass der Bund noch nachträglich eine Pflicht zum Teilen der Netzkapazitäten festlegt (lokales Roaming). „Wir befürworten, dass die Unternehmen sich freiwillig beim Bau der Netze unterstützen, indem sie beispielsweise Funkmasten teilen“, sagt Bednarski von der Telekom, „aber ein Zwang zum Teilen der Netze würde an Enteignung grenzen.“ Er ergänzt: „Auf diesem Wege würde genau von den Investitionen abgeschreckt, die alle wollen, damit Deutschland mit 5G wieder ganz vorne bei Innovationen ist.“

Ähnlich sieht dies Jan-Erik Walter von Telefonica: „Es kann doch nicht sein, dass unsere Mitarbeiter die Zeche dafür zahlen müssen, dass wir einem Billigwettbewerber unsere Infrastruktur günstig zur Verfügung stellen sollen.“ Er ergänzt: „Auf Dauer würden unsere Unternehmen nur weniger statt mehr investieren.“

Auch das Management der drei Netzbetreiber äußerte sich negativ zum Ergebnis der Auktion. So will Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas weiter dagegen klagen, dass die Unternehmen gemeinsam mehr als sechs Milliarden Euro zahlen müssen, um die 5G-Frequenzen zu erhalten und gleichzeitig aber sehr hohe Versorgungsauflagen für die bisherigen LTE-Netze erhielten.

Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter verlangt, dass der Bund die eingenommenen Milliardenbeträge auch nutzt, um den Netzausbau der Mobilfunker auf dem flachen Land zu unterstützen. Bisher sollen dagegen vorrangig Glasfaserleitungen für das Festnetz unterstützt werden.

Dirk Wössner, Deutschland-Chef der Telekom, sagte, die Auktion hinterlasse einen bitteren Beigeschmack, weil sie den Netzbetreibern zu viel Geld entziehe. Er sagt: „Mit dem Auktionserlös hätte man zirka 50.000 neue Mobilfunk-Standorte bauen und viele weiße Flecken schließen können.“

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