Berufsbildungsbericht Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt

Berlin · Die duale Ausbildung verliert bei Schulabgängern in Deutschland gegenüber dem Studium seit Jahren an Boden. Ein neuer Report der Regierung zeigt, dass der Trend weg von der klassischen betrieblichen Lehre ungebrochen ist.

 Ein Ausbildungsmeister erklärt einem Auszubildenden in Schwanau (Baden-Württemberg) das Feilen an einem Metallteil.

Ein Ausbildungsmeister erklärt einem Auszubildenden in Schwanau (Baden-Württemberg) das Feilen an einem Metallteil.

Foto: dpa, pse;cse; fux

Das Bundeskabinett hat den Berufsbildungsbericht 2016 verabschiedet, der die Lage der dualen Ausbildung in Betrieben und Berufsschulen analysiert. Wir die Rheinische Post bereits vorab berichtet hat, bestätigt der Report den langjährigen Trend zu immer weniger neuen Lehrverträgen in Deutschland. Diese Zahl sank im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2014 erneut leicht auf gut 522.000.

Zugleich blieben viele Lehrstellen unbesetzt — mit rund 41.000 wurde der höchste Stand seit 1996 verzeichnet. Die Zahl unversorgter Bewerber ging leicht zurück auf rund 20.700. Nur jede fünfte Firma in Deutschland bildet noch aus, heißt es in dem Bericht.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sagte, das Engagement der Betriebe für Ausbildung sei "weiterhin hoch". Immerhin sei die Zahl der Lehrlinge "trotz deutlich sinkender Schulabgängerzahlen nahezu konstant". Mit einer dualen Ausbildung hätten junge Menschen weiterhin "sehr gute Chancen" auf dem Arbeitsmarkt. Sieben von zehn Auszubildenden würden direkt vom Ausbildungsbetrieb übernommen. Die BDA forderte eine umfassende Berufs- und Studienorientierung besonders an den Gymnasien.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) teilte mit, dass der Trend zum Studium und die sinkende Zahl an Schulabgängern für die Fachkräftesicherung der Betriebe zunehmend zum Problem werde. "Wenn heute rund 150.000 junge Leute mehr als vor zehn Jahren ein Studium beginnen und zugleich die Zahl der Lehrstellenbewerber um mehr als 180.000 gesunken ist, dann ist klar, dass viele Betriebe ohne Azubi und immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben", hieß es weiter.

Die Betriebe machten für ihre Ausbildung aktiv Werbung, böten duale Studienplätze und Auslandsaufenthalte an und sähen zunehmend über schulische Schwächen hinweg, wenn Motivation und praktische Eignung stimmen.

Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht die Arbeitgeberseite "nach wie vor gefordert, neben einer qualitativ hochwertigen Ausbildung auch klare Beschäftigungs- und Aufstiegsperspektiven für Ausgebildete anzubieten". Ansgar Klinger, für berufliche Bildung und Weiterbildung verantwortliches Vorstandsmitglied, sagte: "Die Zahlen des Berichts verdeutlichen, dass wir dringend eine Ausbildungsgarantie brauchen."

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will angesichts dieser Entwicklung die Attraktivität der dualen Ausbildung stärken.

(dpa/jeku)
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