Neues aus Gütersloh Bertelsmann hat neuen Aufsichtsratschef

Gütersloh (rpo). Bertelsmann hat einen neuen Aufsichtsratchef: Der Nachfolger von Gerd Schulte-Hillen heißt Dieter Vogel, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Thyssen.

Vogel sei von dem Kontrollgremium mit Wirkung zum 1. Januar 2004 gewählt worden, teilte Bertelsmann am Mittwoch mit - einen Tag vor Beginn eines internen Strategie-Kongresses in Berlin mit Führungskräften aus aller Welt. Vogel war bisher stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.

Dieses Amt wird künftig der frühere BASF-Vorstandsvorsitzende Jürgen Strube bekleiden. Vogel wird kraft Amtes auch Mitglied in der von der Familie das Firmenpatriarchen Reinhard Mohn (82) dominierten Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft (BVG). Sie hält 75 Prozent der Stimmrechte für die Aktiengesellschaft. Über die Besetzung des frei gewordenen Aufsichtsratspostens werde später entschieden.

Erst vor wenigen Tagen hatte Strube die Diskussion um den Vorstandsvorsitz bei Bertelsmann entfacht. Er hatte sich indirekt für eine Verlängerung des Vertrages von Gunter Thielen über das bisherige Vertragsende 2005 hinaus ausgesprochen. Auch die Nachricht, Finanzvorstand Siegfried Luther sei als Verwalter des Nachlasses von Reinhard Mohn abgesetzt worden, hatte in den vergangenen Tagen für Zündstoff bei Bertelsmann gesorgt.

Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr, Gerd Schulte-Hillen, war im Krach mit der Familie Mohn aus dem Aufsichtsrat geschieden. Schulte-Hillen hatte unter anderem die bevorstehende Fusion der Bertelsmann-Musiksparte BMG mit dem japanischen Unterhaltungselektronik-Riesen Sony gerügt.

Bertelsmann-Vorstand und BMG-Chef Rolf Schmidt-Holz sagte dagegen dem "manager magazin" (Ausgabe vom 19. Dezember), es gebe keine Alternative zur Fusion. "Bei weiterhin sinkendem Markt hätten wir irgendwann die kritische Kraft verloren. Wir hätten uns nicht gesundgeschrumpft, sondern einfach die Schwindsucht bekommen", zitiert das Blatt den Manager. Beide Konzerne hatte am vergangenen Freitag den Verhandlungsabschluss bekannt gegeben. Die Kartellbehörden in den USA und in Brüssel müssen noch zustimmen.

Einsparungen stehen bevor

Wie das "manager magazin" zudem berichtet, soll die Fusion mit massivem Arbeitsplatzabbau einhergehen. Die von dem Blatt genannte Zahl von 2000 Stellen bezeichnete ein Bertelsmann-Sprecher als Spekulation. Er räumte jedoch ein, dass Restrukturierungen derzeit in der gesamten Musikbranche ein Thema sind. Sony und BMG hätten bereits in der Vergangenheit deutliche Schnitte bei den Kosten gemacht. "Von den Einsparungen, die bevorstehen, sind die meisten zu erwarten in Bereichen, wo es Doppelungen gibt", sagte er. Ziel sei ein gestärktes Musikunternehmen.

Der Nettojahresumsatz von Sony BMG soll vier Milliarden Euro betragen. Für 2003 wird nach Abschreibungen und Sonderaufwendungen noch mit Verlusten gerechnet, schreibt das "manager magazin". Trotz Integrationskosten von fast 400 Millionen Euro bis 2005 soll im Jahr 2006 ein Gewinn von 269 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwirtschaftet werden, schreibt das Magazin unter Berufung auf einen internen Finanzplan. Die Zahlen wurden vom Konzern nicht kommentiert.

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