US-Börsen im Plus Bernanke: US-Wirtschaft noch nicht erholt
New York (RPO). Die US-Wirtschaft hat sich nach Einschätzung des Chefs der US-Notenbank Ben Bernanke noch nicht vollständig von der Rezession erholt. Am Freitag mussten fünf weitere Banken ihren Betrieb einstellen. Unterdessen haben die US-Börsen in New York am Abend im Plus geschlossen.

Wie Leerverkäufe funktionieren
"Unsere Wirtschaft ist noch lange nicht da, wo wir sie gerne hätten", sagte der Fed-Chef am Freitag in einer Rede, die Reuters vorab vorlag. Der schwache Häusermarkt bremse die Wirtschaftserholung. Offensichtlich hätten die Probleme auf dem Häusermarkt auch etwas mit denen auf dem Arbeitsmarkt zu tun, sagte Bernanke. Die Krise auf dem Immobilienmarkt hatte maßgeblich zur Finanzkrise beigetragen. Noch immer werden in den USA viele Häuser zwangsversteigert.
Die Fed hält ungeachtet der Zinswende in Europa an ihrer Nullzins-Politik fest. Bei der Veröffentlichung des Fed-Zinsentscheids in dieser Woche teilte sie mit, wie geplant bald das Wertpapier-Ankaufsprogramm zu beenden. Die weltgrößte Volkswirtschaft wuchs in den ersten drei Monaten dieses Jahres schleppend mit einer Rate von 1,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote ist mit 8,8 Prozent für amerikanische Verhältnis weiterhin sehr hoch.
Fünf weitere Banken pleite
In den USA sind in diesem Jahr bereits 39 Banken zusammengebrochen. Die Behörden machten am Freitag fünf weitere Geldhäuser dicht, wie die staatliche Einlagensicherung (FDIC) mitteilte. Es handele sich um zwei Institute aus Georgia, zwei aus Florida und eine Bank aus Michigan.
2010 waren 157 Banken mit einer Bilanzsumme von 92 Milliarden Dollar geschlossen worden. 2009 gingen im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 140 Banken pleite. In der jüngeren Zeit sind von den Insolvenzen hauptsächlich regionale Banken betroffen. Die größeren Institute sind nach der Wirtschafts- und Finanzkrise schneller wiedererstarkt und machen längst hohe Gewinne, während die kleineren Banken immer noch mit faulen Krediten kämpfen.
Börsen schließen im Plus
Die New Yorker Börsen sind zum Wochenschluss mit Gewinnen aus dem Handel gegangen. Die US-Großkonzerne legten weiterhin überwiegend besser als erwartete Bilanzen vor und stützten damit den Markt. Am Freitag reihten sich der weltgrößte Baumaschinenhersteller Caterpillar und der Pharmakonzern Merck in den Reigen ein. Zudem stützten besser als erwartete Konjunkturdaten den Handel. Die großen Indizes Dow Jones und Nasdaq erzielten im April ihr bestes Monatsergebnis seit Dezember. Anleger warnten aber, nach Ende der Berichtssaison könne der Aktienmarkt ab Mitte Mai Probleme bekommen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zu Handelsschluss 0,4 Prozent fester bei 12.810 Punkten. Im Handelsverlauf pendelte er zwischen den Marken von 12.751 und 12.832 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 0,2 Prozent auf 1363 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq tendierte leicht im Plus bei 2873 Stellen. Im Wochenvergleich legte der Dow-Jones-Index 2,4 Prozent zu, der S&P-500-Index zwei Prozent und die Nasdaq gewann 1,9 Prozent. Im gesamten Monat April verzeichnete der Dow einen Aufschlag von insgesamt vier Prozent, der S&P machte 2,8 Prozent gut und die Nasdaq legte 3,3 Prozent zu. In Frankfurt schloss der Dax am Freitag 0,5 Prozent fester bei 7514 Zählern.
Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes verbesserte sich im April. Der Index von Reuters und der Uni Michigan stieg auf 69,8 Punkte von 67,5 Zählern im Vormonat. Er gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Verbraucher im Voraus anzeigt.
Caterpillar auf Allzeithoch
Caterpillar-Aktien stiegen um 2,5 Prozent auf ein neues Allzeithoch. Der Hersteller von Baggern, Kipplastern und Motoren profitierte vom globalen Aufschwung und verdiente im Quartal unerwartet viel Geld. Der Konzern, aus dessen Bilanz sich auch Konjunktur-Trends ablesen lassen, zeigte sich zudem trotz der Beben-Katastrophe in Japan optimistischer und hob seine Jahres-Prognose leicht an. "Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, wie die Industrie die Wirtschaft anführt", sagte Analystin Eli Lustgarten von Longbow Securities.
Um 34,5 Prozent auf 21,67 Dollar stiegen die Papiere des US-Solarkonzerns SunPower. Der französische Ölkonzern Total will bis zu 60 Prozent der Aktien für 23,25 Dollar pro Stück kaufen. Total heizte damit auch das Übernahmefieber in der Ökostrombranche an. So legten auch die Aktienkurse der deutschen Solarfirmen Solarworld, Q-Cells oder SMA Solar zu.
Florierende Verkäufe von Medikamenten gegen Diabetes, Asthma und Arthritis spülten dem Pharmakonzern Merck im ersten Quartal unerwartet viel Geld in die Kassen. Die Nummer zwei der Branche in den USA zeigte sich zudem optimistischer und hob den Gewinn-Ausblick 2011 an. Merck-Aktien legten 0,4 Prozent zu.
Aktien von Goodyear stiegen um 12 Prozent. Der Reifenhersteller profitierte von der Erholung der Autoindustrie und überraschte mit einem höheren Gewinn als erwartet.
Microsoft im Minus
Die Papiere von Microsoft gaben knapp drei Prozent nach. Zwischenzeitlich betrug das Minus sogar vier Prozent - der größte Einbruch an einem Tag seit Juli 2009. Gewinn und Umsatz stiegen beim weltgrößten Software-Hersteller im abgelaufenen Quartal zwar. Ein Rückgang im Kerngeschäft mit Windows-Software schürte aber Sorgen, Microsoft könnte längerfristig gegenüber alternativen Betriebssystemen für Computer und mobile Geräte ins Hintertreffen geraten.
Die Senkung seiner Gewinnprognose brockte dem Blackberry-Hersteller Research in Motion einen Kursrückgang von mehr als 14 Prozent ein. Der Konzern nahm seine Erwartungen für das Quartal zurück und begründete dies mit einem schleppenden Verkauf von Smartphones.