Chefposten im Aufsichtsrat ist nun vakant BER: Die Suche nach einem Platzeck-Nachfolger

Berlin · Dietmar Woidke will ihn nicht, den Chefposten im Aufsichtsrat des Hauptstadtflughafens BER. Das hat der designierte Ministerpräsident Brandenburgs gleich nach der Rücktrittsankündigung von Matthias Platzeck klar gemacht. Die Suche geht für die Gesellschafter also von vorn los. Und noch geben sie sich gelassen. Einige Namen machen auch schon die Runde.

Der SPD-Politiker Woidke hatte diese Woche deutlich gemacht, warum er nicht Matthias Platzeck in Bezug auf den Chefposten beerben wolle: "Ich habe mich mit den Flughafendingen in den letzten Jahren relativ wenig beschäftigt. Ich war zu wenig dran." Der designierte Ministerpräsident von Brandenburg weiß genau, wie schnell der Posten ein Schleudersitz sein kann. Sei Amtskollege von Berlin, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte schließlich auch erst vor wenigen Monaten hingeschmissen, nachdem die Kritik an ihm wegen des erneut verschobenen Eröffnungstermins immer lauter geworden war.

Und so müssen die Gesellschafter innerhalb kurzer Zeit schon wieder jemanden finden, der den Chefposten übernimmt. Nach Wowereits Abgang war Platzeck an seine Stelle gerückt, der nun aus gesundheitlichen Gründen nicht nur seine politische Arbeit aufgibt. Noch haben die Gesellschafter Zeit, die nächste Sitzung Mitte August wird Platzeck noch leiten, am 31. August aber gibt es die Gesellschafterversammlung, zu der eine Lösung gefunden sein muss. Die Debatte darüber jedenfalls hat schon längst begonnen.

Döring will externen Experten

FDP-Generalsekretär Patrick Döring jedenfalls spricht sich für eine externe Lösung aus. Dem Berliner "Tagesspiegel" sagte er: "Das ist die Chance für eine Entpolitisierung des Aufsichtsrates." Denn "einen neuen Ministerpräsidenten, der sich erst einarbeiten muss und eine Wiedergeburt von Wowereit beim BER wird der Gesellschaft nicht gut tun." Darum sollte nach Ansicht Dörings ein "sachverständiger externer Vorsitzender" gesucht werden.

Auch Berlins CDU hätte laut "Berliner Morgenpost" gern einen Nicht-Politiker als Chef des Gremiums. "Angesichts des bisherigen Projektverlaufs halte ich es für sinnvoll, jetzt einen erfahrenen und anerkannten Wirtschaftsexperten an die Spitze des Aufsichtrates zu berufen", sagte CDU-Generalsekretär Kai Wegner der Zeitung. In Potsdam hört man laut dem Bericht ebenfalls, dass nach einem externen Experten gesucht werde.

Noch aber lassen sich die Gesellschafter Zeit. Laut Senatssprecher Richard Meng soll es im August unter den Gesellschaftern Gespräche über die Platzeck-Nachfolge geben, wie der "Tagesspiegel" schreibt. Und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zitiert Brandenburgs SPD-Fraktionschef Ralf Holzschuher mit den Worten: "Wir werden jemanden finden, der die Fachkenntnis hat." Das Vorschlagsrecht jedenfalls liegt bei Brandenburg. Es sollen auch schon erste Namen die Runde machen.

Gerüchte auch um Wowereit

Einer davon ist der von Klaus Wowereit. Schließlich kennt er sich aus, hatte den Posten schon mal inne und ist auch noch immer Mitglied des Aufsichtsrates. Doch dass er wirklich auf den Posten zurückkehrt, darf wohl eher bezweifelt werden. Schließlich ist sein Name in der Öffentlichkeit auch mit den Problemen rund um den Hauptstadtflughafen verbunden.

Laut RBB aber gibt es auch noch einige andere Namen, über die in diesen Tagen spekuliert wird. Da sei zum einen Wilhelm Bender, der früher Chef des Frankfurter Flughafens und schon einmal im Gespräch für den BER war. Aber auch der Name Hans-Peter Keitel, Ex-Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und einst viele Jahre für den Baukonzern Hochtief tätig, sei einer, über den spekuliert wird.

Ebenso, so der Sender weiter, könne sich der Potsdamer Staatssekretär Rainer Brettschneider Hoffnungen machen, weil er in der Staatskanzlei die Projektgruppe für den Flughafen leitete. Diesen Namen nennt auch die "Berliner Morgenpost", weil er schon lange mit dem BER und der Baugenehmigung für das Vorhaben vertraut gewesen sei. Die Zeitung sieht das aber als protokollarisch problematisch an, weil Brettschneider als Landes-Staatssekretär einen Regierungschef, drei Landesminister und zwei Bundes-Staatssekretäre unter sich hätte.

Wie auch immer die Lösung aussieht: Für den Nachfolger gilt das Gleiche wie einst für Platzeck, als er das Ruder übernahm — möglichst keine Pannen und Verzögerungen mehr benennen zu müssen. Denn am Ende geht es nur um eines: das Mega-Projekt endlich zu beenden und den Hauptstadtflughafen zu eröffnen.

(das)
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