Speiseeis wird politisch „Ben & Jerry's“ stoppt Verkauf in israelisch besetzten Gebieten

Jerusalem · Der US-Eishersteller Ben & Jerry's hat angekündigt, die Lizenz für das Westjordanland und Ostjerusalem nicht zu verlängern. Das ist ganz im Sinn der Boykottbewegung BDS. Ministerpräsident Bennett kündigt Konsequenzen an.

 Peodukte von Ben & Jerry's (Symbolbild).

Peodukte von Ben & Jerry's (Symbolbild).

Foto: AFP/KEVIN DIETSCH

Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hat eine „aggressive“ Reaktion auf die Entscheidung des US-Eishersteller Ben & Jerry's angekündigt, den Eisverkauf in israelisch besetzten Gebieten im Westjordanland und Ostjerusalem einzustellen. Bennett habe mit dem Chef des Mutterkonzerns Unilever über den „klar antiisraelischen Schritt“ von Ben & Jerry's gesprochen, erklärte sein Büro am Dienstag.

Das in Montpelier im US-Staat Vermont ansässige Unternehmen, das 2000 von Unilever übernommen wurde, teilte am Montag mit, eine Verkaufstätigkeit in israelisch besetzten Gebieten sei mit seinen Werten nicht vereinbar. Es erkenne damit die „von unseren Fans und zuverlässigen Partnern geteilten Bedenken“ an.

In der Erklärung von Bennetts Büro hieß es, der Schritt werde schwerwiegende Konsequenzen haben. Die Regierung werde aggressiv gegen alle Boykottaktionen gegen israelische Bürger vorgehen.

Ben & Jerry's hatte erklärt, die Lizenz für den israelischen Partner, der die Eiscreme für Israel und die Region herstelle, werde nach ihrem Auslaufen Ende 2022 nicht erneuert. In Israel solle sie aber in einem neuen Arrangement weiter angeboten werden. Im Juni hatte eine Gruppe „Vermonter für Gerechtigkeit in Palästina“ Ben & Jerry's aufgefordert, die „Komplizenschaft mit der israelischen Besatzung und Verstößen gegen palästinensische Menschenrechte“ zu beenden.

Der Chef des israelischen Lizenznehmers, Avi Zinger, sagte am Dienstag im öffentlichen Rundfunksender Kan, die Mutterfirma habe schon lange Druck auf ihn ausgeübt, den Verkauf in den besetzten Gebieten einzustellen. Er habe sich geweigert, weil dies gegen israelisches Recht verstoßen würde.

Die Dachorganisation jüdischer Siedler, der Jescha-Rat, erklärte, es gebe „keine Notwendigkeit, Produkte von Firmen zu kaufen, die Hunderttausende israelische Bürger wegen des Ortes boykottieren, an dem zu wohnen sie sich entschieden haben“. Der israelische Außenminister Jair Lapid sprach von einer „schändlichen Kapitulation“ Ben & Jerry's „vor Antisemitismus, BDS und allem Schlechten im antiisraelischen und antijüdischen Diskurs“.

BDS - Boykott, Desinvestition und Sanktionen - ist eine palästinensisch geführte Bewegung gegen die israelische Siedlungspolitik in besetzten, nicht zu Israel gehörenden Gebieten. Sie vergleicht sich mit der Bewegung, die im 20. Jahrhundert gegen das Apartheidsystem in Südafrika kämpfte. Sie begrüßte die Entscheidung von Ben & Jerry's. Im Westjordanland und in Ostjerusalem leben inzwischen rund 700.000 Israelis. Weite Teile der internationalen Gemeinschaften betrachten die jüdischen Siedlungen dort als illegal.

Eine arabische Abgeordnete im israelischen Parlament, Aida Tuma-Sliman, sprach bei Twitter von einer „angemessenen und moralischen“ Entscheidung.

(felt/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort