Stellenabbau droht Siemens-Chef Kaeser kündigt "schmerzhafte Einschnitte" an

München · Siemens peilt einen Milliarden-Gewinn an. Die Mitarbeiter müssen sich trotzdem auf massive Stellenstreichungen gefasst machen. Vor allem das Kraftwerksgeschäft dürfte vom nächsten Sparprogramm betroffen sein.

 Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser.

Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser.

Foto: rtr, MDA/MGO

"Unsere Division Power and Gas kämpft seit längerem mit sehr schwierigen Marktverhältnissen und strukturellen Herausforderungen", sagte Konzernchef Joe Kaeser am Donnerstag in München. "Wenn dieses Geschäft eine Zukunft haben soll, dann müssen wir reagieren. Wir müssen die Kapazitäten anpassen, auch wenn das schmerzhafte Einschnitte bedeutet".

Siemens wird wohl in der Kraftwerkssparte sowie im Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe mehrere tausend Stellen streichen, über rund 4000 gefährdete Jobs wird spekuliert. Details sollen Arbeitnehmervertreter am 16. November im Wirtschaftsausschuss erfahren. Zusätzlich hat der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa angekündigt, bis zu 6000 Jobs zu kappen. Siemens leidet im Kraftwerksgeschäft unter einer Nachfrageflaute vor allem bei großen Gasturbinen, die Preisdruck und Überkapazitäten nach sich zieht.

Bereits im Oktober war bekannt geworden, dass deshalb Arbeitsplätze in Gefahr sind. Das "Manager Magazin" berichtete unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass nach internen Plänen mehrere Standorte geschlossen oder verkauft werden sollen. An mehreren Standorten der Sparte, darunter Mülheim, Erfurt, Erlangen, Görlitz und Leipzig, gab es deshalb Protestaktionen.

"Wir müssen jetzt handeln"

"Wir sind davon überzeugt, dass es weiterhin einen Weltmarkt für große Gasturbinen geben wird", sagte Kaeser am Donnerstag. Dieser werde aber deutlich kleiner sein und die Nachfrage werde sich Richtung Asien, Lateinamerika und Afrika verschieben. "Daher müssen wir jetzt handeln, unsere Kapazitäten anpassen und zugleich in innovative Zukunftstechnologien investieren." Auch in der Antriebssparte müssten "strukturelle Anpassungen" konsequent fortgesetzt werden, sagte Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas.

Geschäftlich will Kaeser das Tempo derweil in diesem Jahr in etwa halten - auch wenn hohe Kosten durch den bevorstehenden Personalabbau auf Siemens zukommen dürften. Den Umsatz will das Unternehmen 2017/18 (30. September) aus eigener Kraft leicht steigern. Beim Ergebnis wird wieder eine Spanne 7,20 und 7,70 Euro je Aktie angepeilt. Unter dem Strich könnte damit ein Gewinn von bis zu 6,55 Milliarden Euro stehen. In der Prognose sind allerdings Aufwendungen, etwa für den Stellenabbau, nicht enthalten. Im vergangenen Geschäftsjahr verdiente Siemens unter dem Strich knapp 6,1 Milliarden Euro, nach 5,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Umsatz legte von 79,6 Milliarden auf 83 Milliarden Euro zu.

Die Probleme im Kraftwerksgeschäft bekam Siemens im Schlussquartal wieder deutlich zu spüren. Die Umsätze in der Sparte schrumpften um 20 Prozent, das Ergebnis brach sogar um 40 Prozent ein. Beim Auftragseingang konnten Rückgänge im Neuanlagengeschäft mit Großaufträgen im Servicegeschäft aufgefangen werden. Insgesamt erhöhte sich der Umsatz des Konzerns in dem Dreimonatszeitraum um zwei Prozent auf 22,3 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 10 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

(wer)
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