Trotz Windkraft RWE rutscht weiter ab: 7000 Jobs bedroht

Essen · Der Energieriese RWE verdient immer weniger. Die Essener sorgen sich außerdem um Tausende Braunkohle-Jobs. Hoffnung machen dagegen die neuen Windkraftanlagen: Sie fangen an, Geld zu verdienen.

Bei RWE geht es finanziell zunächst weiter bergab
Foto: ap

Bei Deutschlands zweitgrößtem Energiekonzern RWE sacken die Gewinne im Tagesgeschäft weiter ab. Angesichts stark gefallener Strom-Großhandelspreise ging das Betriebsergebnis im ersten Quartal um 5,1 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro zurück, wie das Unternehmen am Mittwoch in Essen mitteilte. Die Kraftwerkssparte verdiente fast ein Viertel weniger als vor einem Jahr.

Hoffnung auf eine allmähliche Erholung der Geschäfte machte das Unternehmen weiter nicht. Der Vorstand bestätigte seine Prognose, wonach das betriebliche Ergebnis 2015 um bis zu zwölf Prozent auf 3,6 bis 3,9 Milliarden Euro sinken soll. Bei dem um Sondereffekte bereinigten nachhaltigen Nettoergebnis stellt RWE weiter 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro in Aussicht - 2014 waren es noch 2,3 Milliarden Euro.

Ein weiterer Schlag wäre der von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplante Klimabeitrag für alte Kohlekraftwerke. RWE sieht dadurch seine Substanz gefährdet. Wenn die Abgabe unverändert kommen sollte, müsse man 17 von 20 Braunkohle-Kraftwerksblöcken sowie zwei von drei Tagebauen schließen, sagte RWE-Finanzchef Bernhard Günther in einer Telefonkonferenz. 7000 Jobs bei RWE wären dann direkt betroffen - und viele Tausend weitere bei Lieferanten und anderen Unternehmen der Branche.

RWE hoffe aber, Gabriel noch umstimmen zu können. Als größter Braunkohle-Verstromer der Bundesrepublik wäre der Konzern von der Abgabe besonders betroffen.

Aber es gibt auch Lichtblicke. Der im März abgeschlossene Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea an ein Konsortium des russischen Oligarchen Michail Fridman brachte inklusive Zinsen 5,3 Milliarden Euro und damit deutlich mehr als den Buchwert des Unternehmens ein.

So sanken durch den Verkauf nicht nur die Schulden um gut zehn Prozent auf 27,7 Milliarden Euro. RWE konnte auch einen kräftigen Sondergewinn verbuchen. Dank des Einmaleffekts stand am Ende ein kräftiges Gewinnplus von 118 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.

Außerdem legte der Gewinn der Ökostrom-Sparte Innogy auf gut 150 Millionen Euro zu. Dabei zahlen sich Investitionen vor allem in große Windparks zunehmend aus. "Bei Innogy kommen wir jetzt in die Phase des Erntens, wo sich die großen Investitionen der Vergangenheit niederschlagen", sagte Günther. Zudem half der insgesamt kühlere Winter zusätzlich, weil er den Gasabsatz steigen ließ. So kletterte der RWE-Umsatz um knapp drei Prozent auf 14,6 Milliarden Euro.

Bislang versucht RWE, sein altes Geschäftsmodell zu verteidigen und weiterhin von der Erzeugung bis zum Vertrieb alles aus einer Hand anzubieten. Eine Aufspaltung wie beim Konkurrenten Eon wollen die Essener vermeiden und hoffen, mit Einsparungen aus der Krise zu kommen. Doch bislang gelingt es dem Management nicht, die Kosten so schnell zu drücken, wie die Gewinne wegbrechen.

(dpa)
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