Warenhauskette Bei Real drohen weitere Schließungen
Düsseldorf · Der Investor SCP sucht erneut nach Käufern für die 62 Niederlassungen, die nach der Insolvenz übrig geblieben sind. Schließungen von Häusern würden andererseits Millionensummen verschlingen.
Seit dem Verkauf durch die Metro an den russischen Investor SCP und seine Mitstreiter vor rund dreieinhalb Jahren wird darüber spekuliert, wie viel Lebenszeit der SB-Warenhauskette Real bleiben wird. Etliche Niederlassungen wurden nach der Übernahme durch SCP an andere Händler weitergereicht, im Juli 2022 wurde der verbliebene Rest der Kette mit 62 Filialen an das Frankfurter Family Office Tischendorf und ein Managementteam unter der Leitung des Real-Managers Karsten Pudzich weitergereicht. Nicht einmal ein Jahr später kaufte SCP Real zurück. Und jetzt sucht der alte und neue Eigentümer schon wieder nach Möglichkeiten, Real-Häuser loszuwerden.
„Die Luft für ‚Mein Real’ wird dünner“, titelt die „Lebensmittelzeitung“ und meint damit, dass die Verkaufsbedingungen eher schlechter geworden sind. Dass „Mein Real“, wie das Unternehmen seit dem Verkauf an Tischendorf und Co. heißt, wie ursprünglich geplant an einem Stück an einen Investor gehen könnte, scheint mittlerweile fast ausgeschlossen. Dass in den ersten sechs Monaten der Ära Tischendorf etwa 100 Millionen Euro Verlust angefallen sein sollen, macht die Kette nicht attraktiver und hat gezeigt, wie schwierig es ist, die Gruppe wieder auf den Erfolgsweg zu führen.
Also wird vermutlich weiter filetiert, nachdem in den vergangenen Jahren große Teile des Filialnetzes an andere große Handelsunternehmen gegangen sind. Allein die Kaufland-Gruppe aus dem Schwarz-Imperium verleibte sich 96 Häuser ein, 41 gingen an Edeka, 16 an die Globus-Gruppe, noch mal fünf an Rewe, das bis heute gleichzeitig Vertriebspartner von „Mein Real“ geblieben ist. Die meisten hatten deutlich mehr Übernahmen vom Bundeskartellamt genehmigt bekommen, beschränkten sich aber auf die Zahlen der oben genannten Deals.
All diese Konzerne werden auch jetzt in Handelskreisen wieder als mögliche Käufer einzelner Real-Häuser gehandelt, wobei sich niemand bisher öffentlich zu möglichen Erwerbsabsichten geäußert hat. In die Karten schauen lassen mag sich niemand – was die Lage für SCP nicht einfacher macht. Dass alle sich zurückhalten, liegt vermutlich auch daran, dass sie sich in den vergangenen Runden die besten Stücke aus dem Real-Kuchen herausgeschnitten haben. Was jetzt übrig geblieben ist, könnte weniger attraktiv sein, weil Vermieter beispielsweise nicht bereit sind, bei den Mieten Nachlässe zu gewähren, weil das Geschäft in diesen Häusern ohnehin schlechter läuft oder weil diese Häuser aus anderen Gründen nicht ins Portfolio eines möglichen Käufers passen.
Jedenfalls kann schon wieder darüber spekuliert werden, wie viele Niederlassungen längerfristig überleben könnten. „Maximal ein Drittel“, schätzt der Mönchengladbacher Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Wobei Filialschließungen auch nicht unproblematisch sind, weil ihre Kosten häufig höher sind als die Verluste aus dem Betrieb der Häuser. „So eine Schließung könnte im Schnitt bis zu zehn Millionen Euro pro Haus verschlingen“, glaubt Heinemann. Kosten, die beispielsweise dadurch entstehen, dass man sich mit Vermietern über die Aufhebung des Mietvertrags einigen, dass man ausscheidenden Beschäftigten Abfindungen zahlen und Teile der noch vorhandenen Ware vernichten müsste.
Noch ist das Zukunftsmusik. Aber dass alle 62 Häuser einen Käufer finden, gilt in Handelskreisen als sehr unwahrscheinlich. Noch einmal eine Schließungswelle also? Auf jeden Fall dürfte SCP auch nicht bereit sein, endlos Geld in das Traditionsunternehmen vom Niederrhein zu pumpen. Dem Vernehmen nach habe der Investor seit Jahresbeginn 115 Millionen Euro in „Mein Real“ gesteckt, heißt es. Geld, das SCP sicherlich viel lieber in zukunftsträchtigere Unternehmungen investieren würde.