„Geheimdienstliche Agententätigkeit“: Mitarbeiter von AfD-Politiker Krah offenbar wegen Spionage festgenommen
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Duisburger Vorzeige-Unternehmen Bei Haniel gehen immer mehr Top-Kräfte

(RP). Wenn ein Mitarbeiter "im besten gegenseitigen Einvernehmen" ausscheidet, dann steckt schon in der Formulierung, dass die Führungsetage sich durch den Abgang nicht gerade ins Unglück gestürzt sieht.

 Jürgen Kluge ist noch nicht einmal zwei Jahre im Amt.

Jürgen Kluge ist noch nicht einmal zwei Jahre im Amt.

Foto: ddp-Archiv

So ähnlich muss das auch bei Christian Holzherr (48) sein, bisher Finanzchef des Pharma-Großhändlers Celesio. Selbst der Zusatz, Holzherr werde das Unternehmen Ende November "auf eigenen Wunsch" verlassen, übertüncht nur unzureichend den Riss durch die Führungsmannschaft.

Celesio ist neben dem Handelskonzern Metro die zweite große Beteiligung aus dem Reich des Duisburger Familienunternehmens Haniel, und bei beiden wechselt derzeit das Führungspersonal in atemberaubendem Tempo. Das ist sichtbarer Ausdruck der Tatsache, dass der Großaktionär extremen Veränderungsbedarf sieht, um den Wert seines Vermögens nach dem Börsenabsturz der vergangenen Monate wieder zu steigern. Die Celesio-Aktie hat binnen eineinhalb Jahren mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt, die Metro-Aktie verlor allein seit Jahresbeginn etwa 40 Prozent.

Das kann die Eigentümer nicht ungerührt lassen. Die Abgangsliste seit Juni: Erst musste Celesio-Chef Fritz Oesterle seinen Hut nehmen, dann ging Haniel-Finanzvorstand Stefan Meister. Es folgte das Medienspektakel um die Vertragsverlängerung von Metro-Chef Eckhard Cordes, an dessen Ende Cordes und Metro-Aufsichtsratschef Jürgen Kluge ihren Rückzug ankündigten.

Und jetzt Holzherr und sein Celesio-Vorstandskollege Michael Lonsert, der zum Jahresende nach gerade mal 15 Monaten im Führungsgremium schon wieder geht. Übrigens "auf eigenen Wunsch und im besten gegenseitigen Einvernehmen".

"Der Aufsichtsrat dankt Herrn Holzherr für sein großes, langjähriges Engagement für das Unternehmen", erklärte gestern Celesio-Chefkontrolleur Jürgen Kluge, gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von Haniel. Aber weder bei ihm noch dem früheren Beiersdorf-Manager Markus Pinger, der im Sommer Celesio-Chef Oesterle beerbt hatte, scheint Holzherr zuletzt noch Freunde gehabt zu haben. Holzherr galt als Oesterle-Vertrauter, und in den beiden sieht Haniel offenbar die Hauptverantwortlichen für den Niedergang der vergangenen Jahre. Der ist allerdings auch darin zu sehen, dass staatliche Gesundheitssysteme zusehends ihre Ausgaben kürzen.

Holzherrs Vertrag wäre noch über eineinhalb Jahre gelaufen. Doch solche Kontrakt-Laufzeiten treten in schweren Zeiten leicht in den Hintergrund. Und die durchlebt Celesio derzeit. Das Unternehmen musste gestern bereits zum dritten Mal seine Ergebniserwartungen für das laufende Jahr nach unten korrigieren. Jetzt hofft Pinger noch auf einen Betriebsgewinn von 575 Millionen Euro, und da gehen noch die Einmalaufwendungen für den anvisierten Umbau des Unternehmens runter. Umbau — das heißt Verkauf von Firmenteilen, das heißt Verstärkung des Kerngeschäfts im Apothekenbereich und im Pharmagroßhandel und das heißt Personalabbau.

In welcher Größenordnung, bleibt in dem Konzern mit 47 000 Mitarbeitern zunächst offen. Die Internet-Apotheke Doc Morris soll stärker mit dem stationären Geschäft verzahnt werden. Lonserts Abgang ist offenbar auch der Tatsache geschuldet, dass sein Verantwortungsbereich "Manufacturer Solutions" ganz oben auf der Celesio-Verkaufsliste steht, wie Pinger gestern in einer Telefonkonferenz sagte.

In Handelskreisen heißt es, Haniel wolle bei der Metro und bei Celesio so schnell wie möglich Erfolge sehen, um in absehbarer Zeit zumindest Teilverkäufe mit Buchgewinn realisieren zu können. Das Unternehmen hat derzeit fünf Milliarden Euro Finanzschulden (unter anderem durch die Aufstockung seines Metro-Anteils vor Jahren) und ist daher nur schwer in der Lage, neue Beteiligungen mit Perspektive zu kaufen.

(RP)
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