Oxfam-Studie Bei Edeka, Aldi, Lidl und Rewe hapert es am Einsatz für Menschenrechte

Berlin · Seit 2018 untersucht Oxfam jedes Jahr, wie stark Supermärkte bei ihren Zulieferern auf die Einhaltung der Menschenrechte pochen. Trotz einiger Fortschritte kommen dabei viele Missstände zutage. Edeka landet auf dem letzten Platz.

 Mann mit Einkaufswagen in einem Lidl-Supermarkt (Archivfoto von Dezember 2021).

Mann mit Einkaufswagen in einem Lidl-Supermarkt (Archivfoto von Dezember 2021).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Lebensmittelketten schützen der Entwicklungsorganisation Oxfam zufolge die Menschenrechte entlang ihrer Lieferketten nicht ausreichend. Die Organisation hat für ihren "Supermarkt-Check 2022" insgesamt zwölf große Einzelhandelskonzerne untersucht, davon vier in Deutschland. Von diesen habe Edeka erneut am schlechtesten abgeschnitten, teilte Oxfam am Dienstag in Berlin mit. Edeka nehme Ausbeutung weiter in Kauf, beklagte die Organisation bei der Veröffentlichung der Studie. „Edeka ist Schlusslicht beim Schutz von Menschenrechten“, sagte Tim Zahn, Oxfam-Experte für Wirtschaft und Menschenrechte. Auch Aldi, Lidl und Rewe erfüllten Oxfams „Supermarkt-Check 22“ zufolge nur zwischen 50 und 60 Prozent der Kriterien, die für eine gute Menschenrechtspolitik notwendig seien.

Die Entwicklungsorganisation beurteilte in der Studie unter anderem, inwiefern große Einzelhandelskonzerne Frauenrechte schützen oder wie sie mit Kleinbauern und Kleinbäuerinnen umgehen. Die Supermärkte Aldi, Lidl und Rewe machten zwar vergleichsweise deutliche Fortschritte, Menschenrechte spielten jedoch auch bei ihnen nur eine Nebenrolle, erklärte Oxfam. Als Folge davon würden Arbeiterinnen und Arbeiter in den Lieferketten weiter ausgebeutet. "Für einen ganzen Tag Arbeit erhalten Beschäftigte in Costa Rica bei einem Ananas-Zulieferer von Edeka beispielsweise nur 4,50 Euro - ein Lohn weit unter dem Existenzminimum", sagte Zahn.

Eine bessere Bewertung als in den Vorjahren habe beispielsweise Lidl erlangt, indem der Konzern alle Lieferanten entlang seiner Lieferketten für Bananen, Erdbeeren und Tee veröffentlichte. Aldi, Lidl und Rewe hätten sich inzwischen im Rahmen der "Initiative nachhaltige Agrarlieferketten" öffentlich dazu verpflichtet, bis 2025 bei mindestens 50 Prozent ihrer Bananen existenzsichernde Löhne für Arbeiter und Arbeiterinnen zu garantieren. Dies sei immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Edeka dagegen verweigere eine solche Verpflichtung, so Oxfam.

Die Supermärkte übten jedoch Preisdruck auf ihre Lieferanten aus. Das führe zu niedrigen Löhnen in den Lieferketten, kritisierte die Entwicklungsorganisation.

Konkret hat die Organisation die Supermärkte unter die Lupe genommen hinsichtlich ihrer Unternehmensleitlinien und ihrer Lieferkettenangaben zu "Transparenz und Strategie", "Rechte von Arbeitnehmern", "Umgang mit Kleinbauern" sowie "Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte". Wegen fehlender Angaben in der letzten Kategorie wurde Edeka von Oxfam hier mit Null Punkten bewertet.

"Missstände bestehen in den Lieferketten aller untersuchten Supermarktketten", betonte Zahn. Die Konzerne machten weiterhin Profite auf Kosten von Menschenrechten. Oxfam fordert daher wirksamere Gesetze, um Menschenrechtsverletzungen so weit wie möglich zu verhindern. Beschäftigte in den Lieferketten müssten ein angemessenes Einkommen erhalten, forderte Zahn. Auch müsse es die Bundesregierung Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen ermöglichen, Schadenersatz bei deutschen Gerichten einzuklagen.

(peng/kna/epd)
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