Kunststoffsparte Bayer verschiebt Covestro-Börsengang

Frankfurt/Main · Gleich mehrere deutsche Unternehmen wollen im Herbst an die Börse gehen, doch das holprige Marktumfeld erschwert ihre Pläne. Während das Online-Anzeigenportal Scout24 am Donnerstag den Schritt an die Börse in Frankfurt am Main wagte, verschob Bayers Kunststoffsparte Covestro den Gang aufs Parkett wegen der unruhigen Finanzmärkte.

Der eigentlich für Freitag geplante Börsengang werde nun am kommenden Dienstag stattfinden, teilte Covestro mit. Neben der zeitlichen Verschiebung werde zudem der Ausgabepreis für die Aktien gesenkt. Der Preis pro Wertpapier bewege sich nun zwischen 21,50 Euro und 24,50 Euro. Bisher sollten die Anteilsscheine für 26,50 bis 35,50 Euro angeboten werden. Damit werde der Börsengang nun vermutlich 1,5 Milliarden Euro einbringen statt 2,5 Milliarden Euro.

Covestro reagierte auf "das derzeit eingetrübte und volatile Kapitalmarktumfeld", erklärten der Mutterkonzern Bayer und Covestro gemeinsam. Grund für die Verschlechterung des Kapitalmarktumfeldes seien externe Einflussfaktoren, wie etwa die "Unsicherheit über das künftige Wirtschaftswachstum in China oder die Zinspolitik der US-Notenbank". Auch die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen belastet nach Einschätzung von Bayer und Covestro den Aktienmarkt.

Im Zuge des Skandals hatten nicht nur Volkswagen, sondern auch Aktien anderer deutscher Autobauer an Wert verloren. Der Deutsche Aktienindex (Dax) liegt seit Wochen deutlich unter der 10.000-Punkte-Marke, nachdem er im April noch auf Rekordhöhen bei über 12.000-Punkten gelegen hatte. "Angesichts des derzeitigen Marktumfeldes halte ich das für absolut vertretbar", sagte der Vorstandsvorsitzende von Bayer, Marijn Dekkers, der "Wirtschaftswoche" mit Blick auf die Verschiebung des Börsengangs.

Dem fränkischen Industriezulieferer Schaeffler könnte einem Bericht zufolge ein ähnliches Schicksal drohen. Das Familienunternehmen hatte vergangene Woche angekündigt, rund 25 Prozent seines Kapitals an die Börse bringen zu wollen. Das "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe) berichtete unter Berufung auf Finanzkreise, Schaefflers Gang aufs Frankfurter Börsenparkett könne sich nach der VW-Affäre verzögern.

Beim Hamburger Logistikkonzern Hapag-Lloyd, dessen Börsengang Ende Oktober/Anfang November erwartet wird, ändert sich dagegen nach den Worten eines Sprechers nichts. Hapag-Lloyd will rund 500 Millionen Dollar mit dem Börsengang einnehmen.

Seit Donnerstag an der Börse gehandelt werden die Aktien des Online-Anzeigenportals Scout24. Knapp 1,16 Milliarden Euro nahm das Unternehmen mit dem Börsengang ein. Der erste Kurs am Donnerstagmorgen lag mit 30,75 Euro knapp über dem Ausgabepreis von 30 Euro je Aktie.

(AFP)
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