Monsanto-Deal Mitarbeiter zahlen für Bayers Milliarden-Fehler
Meinung | Leverkusen · Nach Thyssenkrupp verhebt sich wieder ein Traditionskonzern aus Nordrhein-Westfalen in Amerika. Nicht nur wegen der Glyphosat-Klagen erweist sich der Monsanto-Deal als Fehler. Die Mitarbeiter haben rasch Klarheit verdient.
Der Anspruch von Bayer ist groß: Nicht weniger als die Welternährung will der Leverkusener Konzern retten, der durch die Übernahme von Monsanto zum größten globalen Agrochemie-Hersteller aufgestiegen ist. Die Vergangenheit ist nicht minder groß: Als Apotheke der Welt hatte sich der Erfinder von Aspirin und Antibiotika einst einen Namen gemacht. Davon ist nur wenig geblieben. Groß sind bei Bayer nur noch die Verluste und die Zahl der Glyphosat-Kläger.
Man wundert sich schon, dass Bayers hochbezahlte Juristen es seit Jahren nicht schaffen, sich mit den Klägern zu verständigen. Gewiss: Zu einem Teil ist Bayer Opfer der US-Anwaltsindustrie geworden, die aggressiv um Kunden wirbt. Doch zum anderen Teil war der Konzern auch naiv. Erst hat er die Wucht der Klagen unterschätzt, im Sommer legte er dann einen Vergleich vor, wonach künftigen Klägern der Gang vor das Gericht verwehrt wird, weil Wissenschaftler entscheiden sollen. Eine solche Selbstbeschneidung aber lässt der US-Bundesrichter nicht mit sich machen.
Schlimmer für Bayer wiegt jetzt, dass auch jenseits der Klagen die Monsanto-Rechnung nicht aufgeht. Eigentlich sollte der Milliarden-Deal Bayer unabhängiger von dem Geschäft mit Pharma-Innovationen machen. Nun aber zieht Monsanto Bayer noch mehr in die Tiefe. Nach Thyssenkrupp scheitert der nächste große NRW-Konzern an seinem Ausflug nach Amerika.
Die Rechnung zahlen nun die Bayer-Mitarbeiter, die seit 2018 schon zur zweiten Sparrunde antreten müssen. Sie haben rasch Klarheit über das Ausmaß und die Verteilung des Jobabbaus verdient. Wenn der Konzern am Ende wirklich 19.000 Stellen streicht, ist klar: Der Preis für Monsanto war in jeder Hinsicht zu hoch. Bayer hat sich an Monsanto verhoben. Der Vorstandschef ist gescheitert.