Umstrittene EU-Richtlinie Baugewerbe fürchtet chinesische Arbeiter

München (RPO). Für die Baubranche befürchten Arbeitgeber und Gewerkschaften eine wirtschaftliche Katastrophe, sollte eine EU-Richtlinie in Kraft treten, die derzeit im Europäischen Parlament beraten wird. Sie soll die Entsendung von Arbeitskräften aus Drittstaaten innerhalb eines Konzerns in EU-Länder regeln.

Nach der Gewerkschaft IG BAU und der Bauindustrie warnt nun auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) vor Millionen Chinesen, die zu Dumpinglöhnen auf EU-Baustellen eingesetzt werden könnten.

ZDB-Präsident Hans-Hartwig Loewenstein sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Unser Markt würde vor einem Kollaps stehen. Das hätte katastrophale Auswirkungen auf die mittelständischen Betriebe." 40 Millionen junge unverheiratete Männer stünden in China bereit. Hunderttausende Chinesen könnten nach Europa kommen.

Loewenstein forderte, das Bauhauptgewerbe aus dieser Richtlinie herauszunehmen und klagte über mangelnden Rückhalt: "Die Bundesregierung unterstützt uns dabei nicht ausreichend. Und das Hauptproblem ist, dass die EU-Kommission mit dem deutschen Mittelstandsmodell nichts am Hut hat."

Derzeit sind 700.000 Menschen im Baugewerbe in Deutschland beschäftigt. Für sie gilt ein Mindest-Stundenlohn von 10,90 Euro (West) und 9,50 Euro (Ost). Der könnte unterlaufen werden, so das Magazin, indem etwa ein rumänisches Unternehmen Männer aus China zum rumänischen Mindestlohn von 175 Euro im Monat einstellt und in Deutschland einsetzt.

IG-BAU-Chef Klaus Wiesehügel hatte vor wenigen Tagen mit Blick auf den Richtlinienentwurf der EU-Kommission ebenfalls vor "ruinösen Dumpinglöhnen" gewarnt. Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, sagte in der vergangenen Woche, wenn die Richtlinie tatsächlich unverändert in Kraft trete, würden deutsche Facharbeiter am Bau "massiv vom Arbeitsmarkt gedrängt". Die Regelungen nähmen den Mitgliedstaaten faktisch jede Regelungskompetenz bei der Einwanderung von Fachkräften.

(apd/jre)
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