Ausstand soll fünf Tage dauern GDL ruft zu dritter Streikwelle ab Donnerstag auf

Berlin · Die Lokführergewerkschaft GDL hat im Tarifkonflikt einen neuen, längeren Streik angekündigt als bisher. Die Deutsche Bahn AG habe weiterhin kein akzeptables Angebot vorgelegt. Die Bahn reagiert und bietet Reisenden an, ihre Fahrkarten für den Streikzeitraum flexibel nutzen zu können.

 Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), bei einer Pressekonferenz (Archivbild).

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), bei einer Pressekonferenz (Archivbild).

Foto: dpa/Christoph Soeder

Dritter und bisher längster Streik für Bahnkunden: Die Lokführergewerkschaft GDL ruft von diesem Donnerstag ab 2 Uhr bis Dienstagfrüh in der kommenden Woche zu einem fünftägigen Ausstand im Personenverkehr der Deutschen Bahn auf. Im Güterverkehr soll der Streik bereits an diesem Mittwoch beginnen. „Es ist eine der längsten Arbeitskampfmaßnahmen, die wir durchführen und zwar absichtlich“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Claus Weselsky am Montag in Frankfurt am Main. „Wir sehen uns angesichts der Blockadehaltung der DB-Manager nicht bereit und nicht gewillt, hier kürzere Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen.“ Unbefristete Streiks stünden derzeit aber nicht zur Debatte, betonte Weselsky.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) setzt sich für eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten ein. Dabei will die GDL auch im Konkurrenzkampf mit der größeren der beiden Bahn-Gewerkschaft punkten, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Der Arbeitskampf wird neben hunderttausenden Pendler wieder auch zahlreiche Reisende treffen. Die Urlaubssaison läuft, in mehreren Bundesländern sind noch Schulferien.

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Der jüngste Streik war in der Nacht zu Mittwoch vergangener Woche zu Ende gegangen. Der Bahn reagierte mit Notfahrplänen. Im Fernverkehr konnten bis zu 30 Prozent des Angebots aufrechterhalten werden, im Regionalverkehr einschließlich der S-Bahnen waren es im Schnitt 40 Prozent. Am Tag nach den bisherigen Streiks lief der Verkehr wieder weitgehend normal.

Im Tarifkonflikt gab es seither keine Annäherung mit dem Management. In Interviews der vergangenen Tage hatte Bahnchef Richard Lutz die Gewerkschaft aufgerufen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dem GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky warf er zugleich vor, mit Falschbehauptungen die Belegschaft zu spalten.

Die Bahn will zwar die Löhne und Gehälter wie von der GDL gefordert um 3,2 Prozent erhöhen. Umstritten ist jedoch, zu welchen Zeitpunkten die einzelnen Stufen greifen sollen und wie lange der neue Tarifvertrag gelten soll.

Auch eine Corona-Prämie für dieses Jahr hat die Bahn angeboten, ohne sie jedoch zu beziffern. Die GDL fordert 600 Euro. Gerungen wird auch um die Betriebsrenten; hier haben sich beide Seiten noch nicht aufeinander zubewegt.

Die Gewerkschaft will ihren Einfluss im Bahnkonzern ausweiten. Vor dieser Tarifrunde hatte sie zuletzt 2014 und 2015 bei der Bahn gestreikt. So gelang es ihr, auch für Zugbegleiter einen Rahmentarif auszuhandeln. Nun will sie auch die Fahrzeuginstandhaltung, den Netzbetrieb und die Fahrweginstandhaltung sowie die Rahmenbedingungen für die Auszubildenden tarifieren.

Diese vertritt jedoch in der Regel die EVG, deshalb lehnt die Bahn das ab. Denn nach dem Tarifeinheitsgesetz gilt der Vertrag der Gewerkschaft, die im jeweiligen Betrieb die meisten Mitglieder hat.

Die Deutsche Bahn versucht die Folgen des angekündigten fünftägigen Streiks zu dämpfen. Reisende können Fahrkarten für den Streikzeitraum flexibel nutzen und ihre Reisen vorziehen oder bis zum 17. September verschieben, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Auch eine Erstattung ist möglich.

Mit dem angekündigten Streik überzieht die Lokführergewerkschaft aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn. „Es gibt gewisse Rechte im Grundgesetz, aber ich muss damit auch sehr behutsam umgehen“, sagte der Ehrenvorsitzende des Vereins, Karl-Peter Naumann, am Montag. „Das ist, glaube ich, nicht mehr der Fall.“

Mit der Streikwelle schade die Gewerkschaft dem Ruf der Eisenbahn und der angestrebten Verkehrswende. „Ich kenne genügend Leute, die sagen: Wenn das so weitergeht, dann war's das mit Bahnfahren.“

(felt/dpa)
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