Hoffnung für Pendler Bahnknoten Köln wird schneller ausgebaut

Berlin · Drei Projekte aus NRW haben im Bundesverkehrswegeplan das Prädikat „vorrangiger Bedarf“ bekommen. Ihre Realisierung wird also wahrscheinlicher. Drei Projekte überzeugten die Gutachter hingegen nicht.

 Gleisarbeiten am Hauptbahnhof Düsseldorf.

Gleisarbeiten am Hauptbahnhof Düsseldorf.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Bund macht Druck beim Ausbau der maroden Schieneninfrastruktur. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) stellte in Berlin Dutzende Projekte vor, die im Bundesverkehrswegeplan mit der Kategorie „vordringlicher Bedarf“ geadelt wurden. Diese Projekte können damit umgesetzt werden – vorausgesetzt die Finanzierungsaufteilung mit den restlichen Beteiligten steht. Insgesamt hat der Bund 112,3 Milliarden Euro für den Ausbau bis 2030 zur Verfügung gestellt. Scheuer betonte, es handle sich um Projekte, bei denen es nicht schon morgen einen Spatenstich gebe und die übermorgen fertig seien. Es werde bei den konkreten Planungen noch erhebliche Diskussionen geben.

Auch NRW profitiert mit drei hochgestuften Projekten. So soll die Strecke zwischen Münster und Werne so ausgebaut werden, dass dort Züge künftig mit 230 Kilometern pro Stunde fahren können. Auch der Niederrhein ist Nutznießer. Die Strecken von Kaldenkirchen nach Rheydt-Odenkirchen soll zweigleisig werden und der Ausbau von Duisburg in Richtung Viersen und Venlo vorangetrieben werden. Auch der verkehrsreichen Knotenpunkt Köln wird mit 14 Einzelmaßnahmen schneller ausgebaut, als bislang geplant. Unter anderem ist ein Ausbau der S-Bahn in Richtung Wuppertal vorgesehen.

Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW begrüßte die Aufnahme der drei NRW-Projekte in die Kategorie „vordringlicher Bedarf“. „Allerdings steckt der Teufel wie so oft im Detail“, sagte Ebbers und verwies etwa auf die ausgebliebene Berücksichtigung der Neubaustrecke „Rheydter Kurve“ (entlang des Braunkohletragebaus). „Die Entscheidung gegen das Projekt wird die Lage auf der Strecke zwischen Köln und Aachen nicht gerade verbessern“, sagte Ebbers. „Dass die Entscheider in Berlin sagen, der Ausbau der Strecken an der deutsch-niederländischen Grenze über Kaldenkirchen, Viersen und Rheydt-Odenkirchen reiche als Entlastungsmaßnahme aus, ist unbefriedigend. Über die Brabant-Route laufen doch schon heute die Verkehre, die eigentlich über die Betuwe-Linie laufen sollten. Eine spürbare Entlastung kann dort nicht gelingen.“ Ebenso hinten über gefallen sind die Strecke von den Niederlanden über Bad Bentheim in Richtung Löhne sowie der Ausbau der Strecke Gruiten–Wuppertal–Schwelm. Zu unwirtschaftlich, entschieden die beteiligten Gutachter.

Das NRW-Verkehrsministerium zeigte sich sehr zufrieden. „Das sind gute Nachrichten aus Berlin“, sagte ein Sprecher. „Von den Maßnahmen für den Fernverkehr profitiert auch der gesamte Schienenverkehr in NRW ganz erheblich.“ Mit dem Ausbau der Infrastruktur werde mehr Platz auf der Schiene geschaffen. „Das bringt eine echte Entlastung für Güter-, Personen und Nahverkehr.“ Nach Angaben des Ministeriums sei für die Maßnahmen am Niederrhein und rund um Münster der Bund für die Finanzierung zuständig. „Beim Bahnknoten Köln müssen zur Finanzierungsaufteilung noch Gespräche mit dem Bund geführt werden.“

Unterdessen bekommt die Bahn an anderer Stelle eine Baustelle nur schwer in den Griff: Nachdem bereits 2017 ein erstes Vergabeverfahren für den 100 Millionen Euro teuren Umbau des Duisburger Hauptbahnhofes gescheitert war, hat die Bahn nun auch das zweite Vergabeverfahren aufgehoben. Der Umbau der Verkehrsstation, die die wichtigste Schnittstelle des Nahverkehrs zwischen Rheinland und Ruhrgebiet darstellt, verschiebt sich auf unbestimmte Zeit.

Auf die Ausschreibung, in der die Bahn die Arbeiten an Gleisen, Bahnsteigen und Dachkonstruktion einzeln angeboten hatte, hatten sich nach Auskunft des Unternehmens zwar mehrere potenzielle Auftragnehmer gemeldet, deren Angebote überstiegen die Vorstellungen der Bahn aber bei Weitem. „Die Angebote lagen mehr als 100 Prozent über den Kosten, die wir für die Realisierung des Projektes veranschlagt haben“, sagt Stephan Boleslawsky, Regionalbereichsleiter Station und Service bei der Deutschen Bahn.

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