Gespräche mit Senat Bahn will Konzernbereiche nach Hamburg verlegen

Berlin (rpo). Die Bahn kommt - vielleicht nach Hamburg. Der Konzern erwägt offenbar eine Verlagerung von zentralen Teilbereichen von Berlin in die Hansestadt. Wie das Unternehmen am Freitag in Berlin mitteilte, würden derzeit entsprechende Gespräche mit dem Hamburger Senat geführt. Zudem will der Konzern im großen Stil in den Hamburger Hafen einsteigen.

Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung des Konzerns und der Hamburger Landesregierung vom Freitag hervor. Demnach verhandeln Bahn und Stadt über die Beteiligung an der landeseigenen Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA), dem größten Hafenbetrieb der Stadt. Außerdem will die Bahn auch ins Nahverkehrsunternehmen Hamburger Hochbahn AG einsteigen.

Bürgermeister Ole von Beust erklärte nach Angaben eines Sprechers, die Bahn wolle bei einem Abschluss ihre Zentrale und 1.000 Stellen nach Hamburg verlegen. Inoffiziell hat zu den Plänen auch die Verärgerung der Bahn-Führung über mangelnde Unterstützung durch den Berliner Senat beigetragen. Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit kritisierte die Verhandlungen.

Nach Angaben des Hamburger Senats ist noch offen, welchen Anteil die Bahn an den zwei landeseigenen Unternehmen erwerben könnte. Der Hamburger Senat will nach der gemeinsamen Erklärung die beiden Firmen durch eine Beteiligung privater Investoren stärken. Außerdem verspricht die Landesregierung sich Vorteile für den Standort Hamburg. In den letzten Jahren waren immer wieder Firmen aus Hamburg nach Berlin oder nach Mecklenburg abgewandert, weil sie dort hohe öffentliche Förderungen in Anspruch nehmen konnten.

Gespräche weit fortgeschritten

Die Bahn will mit dem Einstieg ihre Ausrichtung als führender Transportkonzern sowohl im Hafen- und Hinterlandverkehr als auch im Regional- und Stadtverkehr fortsetzen. Aus Bahnkreisen hieß es, für einen Mobilitäts- und Logistik-Konzern sei Hamburg attraktiver als Berlin. "Dort herrscht ein anderes Verständnis für unsere Bedürfnisse", hieß es. Offiziell erklärten Bürgermeister von Beust und Bahnchef Hartmut Mehdorn, die Gespräche seien auf "sehr konstruktivem" Weg.

Der Berliner Bürgermeister Wowereit (SPD) erklärte, es können nicht hingenommen werden, dass das bundeseigenen Unternehmen Bahn den Standort Berlin im Stich lasse. Er forderte Kanzlerin Angela Merkel auf, sich für den Erhalt der Arbeitsplätze im "strukturschwache Ostdeutschland" einzusetzen.

Die Bahn-Zentrale ist ab 1994 schrittweise von Frankfurt am Main nach Berlin umgezogen. Die Zentrale sitzt am Potsdamer Platz im gemieteten "Bahn-Tower". Eigentlich wollte die Bahn bei Fertigstellung der Büros am neuen Hauptbahnhof im nächsten Jahr einen der beiden Türme dort belegen. Die Hamburger Handelskammer begrüßte die Privatisierung. Sie forderte aber, dass die Stadt die Mehrheit an der HHLA behalten müsse.

Der Einstieg bei den beiden Unternehmen könnte die Bahn einen Betrag weit über 100 Millionen Euro kosten, je nach Größe der Beteiligung.

Die HHLA fertigt mit 3.300 Mitarbeitern auf mehreren Terminals zwei Drittel aller Container im größten deutschen Hafen ab. Außerdem gehören der Firma zahlreiche vermietete Hafenimmobilien. So vermietet die HHLA seit 120 Jahren die berühmte Speicherstadt, aber auch andere Lagerräume, Bürogebäude und Gewerbeflächen. Der Umsatz 2004 lag bei 716 Millionen Euro, der Gewinn bei 35 Millionen Euro.

Das Nahverkehrsunternehmen HHA transportiert mit 830 Bussen und 255 U-Bahn-Waggons rund 320 Millionen Passagiere pro Jahr. Das Unternehmen ist weit über die Stadtgrenzen hinaus aktiv.

(afp)
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