98-Stunden-Streik der GDL Bahn verliert im Güterverkehr Kunden

Berlin · Die Bahn droht durch den Lokführer-Streik im Güterverkehr dauerhaft Marktanteile zu verlieren: Die auf pünktliche Zulieferungen angewiesenen Autobauer und viele andere Unternehmen leiten angesichts des Streiks ihre Transporte von der Schiene auf die Straße um.

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Foto: AP

Viele Firmen hätten sich vorsorglich Transportkapazitäten schon vor Wochen bei den Speditionen gesichert, um Produktionsausfälle zu vermeiden, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes Güterverkehr, Logistik und Entsorgung in Frankfurt. Viele Kunden würden ihren Spediteuren zudem ein "Bahnverbot" erteilen, da Lieferungen mit der Bahn unsicher geworden seien, berichtete Martin Bulheller, Sprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr. Ohnehin schon sei die Bahn im Güterverkehr unpünktlicher als der Lkw-Transport.

Ein vollständiger Ersatz durch andere Verkehrsträger sei jedoch unmöglich, erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA). "Deswegen rechnen wir damit, dass unsere Transportabläufe erheblich behindert werden", sagte VDA-Chef Matthias Wissmann. Hersteller und ihre Lieferanten stocken zudem ihre Läger auf, um bei Engpässen nicht die Bänder anhalten zu müssen.

Die Bahn selbst rechnet mit einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe. Der gesamtwirtschaftliche Schaden dürfte aber deutlich im dreistelligen Millionenbereich liegen, da es vielen Herstellern nicht mehr gelingt, noch rechtzeitig umzudisponieren. "Die Streiks im Güterverkehr führen bereits nach wenigen Tagen zu Produktionsstörungen, weil Bahntransporte oft nicht kurzfristig auf Straßen oder Schiffe verlagert werden können", warnte der Wirtschaftsverband DIHK.

Täglich rollen allein für die Automobilindustrie rund 200 Züge durch Deutschland. Bei Volkswagen in Wolfsburg, aber auch bei anderen Herstellern rollen die Güterzüge direkt an die Fabrik-Bänder. Dieses bewährte Liefersystem kam seit dem Streikbeginn gestern teilweise zum Erliegen. Die Bahn versprach allerdings, die Automobilhersteller, Kraft- und Stahlwerke sowie die Chemieindustrie vorrangig mit Ersatzzügen zu bedienen.

Auch die großen deutschen Häfen Hamburg und Bremen sind stark betroffen. "Der Streik wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die Seehäfen und die Hinterlandverkehre haben", heißt es in einer Mitteilung der Bahn-Tochter DB Schenker Rail. Hamburg ist der größte Eisenbahnhafen Europas. Fast 40 Prozent der Container, die aus der Region hinein- oder herausgebracht werden, reisen mit der Bahn. Die ausfallenden Züge ließen sich nicht ohne Weiteres durch private Bahnunternehmen oder Lkw-Transporte ersetzen.

(RP)
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