Streiks noch diese Woche erwartet Bahn bietet Ticket-Rückerstattung an

Berlin (RPO). Bahnkunden müssen sich diese Woche auf Zugausfälle sowohl bei Privatbahnen als auch bei der Deutschen Bahn einrichten. Die GDL kündigte am Dienstag Streiks an. Die Bahn bietet auf Kulanz kostenlose Rückerstattung von Tickets und Reservierungen an.

Lokführer streiken: Bahnkunden gereizt
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Lokführer streiken: Bahnkunden gereizt

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Angesichts der absehbaren Behinderungen rät die Bahn Reisenden und Pendlern, sich rechtzeitig über die Auswirkungen des Arbeitskampfes zu informieren.

Schwerpunkt solle der Güterverkehr sein, doch auch der Personenverkehr werde nicht verschont.Wann und wo getreikt wird, will die Gewerkschaft mindestens 12 Stunden im Voraus bekannt geben. Von Aschermittwoch an müssen Reisende auch in Nordrhein-Westfalen mit massiven Beeinträchtigungen durch Lokführer-Streiks rechnen.

Fahrgästen, die aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Anschlussverlusten ihre Reise nicht antreten können, bietet die Deutsche Bahn aus Kulanz die Möglichkeit, ihre Fahrkarte und Reservierung in einem DB Reisezentrum oder in den DB Agenturen kostenlos erstatten zu lassen. Alternativ können Reisende den nächsten, gegebenenfalls auch höherwertigen Zug nutzen. In diesem Fall wird bei Angeboten wie dem Sparpreis auch die Zugbindung aufgehoben. Für Zeitkarten gelten die tariflichen Umtausch- und Erstattungsbedingungen. Für Verbundfahrkarten gelten die Regelungen der jeweiligen Verkehrsverbünde.

Auskunft über Verspätungen und Zugausfälle gibt es auf den Bahnhöfen und im Telefonservice. Hier setzt die DB wie schon bei den vorangegangenen Warnstreiks mehrere Hundert Mitarbeiter zusätzlich ein. Unter 08000 99 66 33 hat die Bahn eine kostenlose Servicenummer geschaltet. Kunden im Ausland erhalten Informationen unter +49 1805 334444. Dabei fallen Gebühren je nach Herkunftsland und Provider an. Informationen sind auch im Internet unter bahn.de/aktuell oder für Handy-Nutzer unter m.bahn.de/ris erhältlich.

Auswirkungen auf Berufspendler

Als Entschuldigung für Zuspätkommen im Job gilt der Arbeitskampf bei der Bahn nicht. Wer wegen des Streiks zu spät zur Arbeit kommt, muss die versäumte Zeit nacharbeiten oder aber eine Lohnkürzung hinnehmen. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts (AZ: 5 AZR 283/80) fallen derartige Verspätungen unter das "Wegerisiko", das weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber tragen müssen.

Daraus folgt, dass Arbeitnehmer ausgefallene Arbeitszeit zwar nicht unbedingt nachholen müssen, der Arbeitgeber aber auch keinen Lohn für diese Zeiten zahlen muss. In vielen Arbeitsverträgen ist deshalb ausdrücklich geregelt, dass die infolge eines Wegerisikos verpasste Arbeitszeit nachgearbeitet oder über das Zeitarbeits- beziehungsweise Urlaubskonto ausgeglichen werden muss.

Auch wenn Arbeitnehmer für die Folgen einer Verspätung selbst aufkommen, ist der Hinweis auf bestreikte Bahnen keine Entschuldigung. Wenn die Verkehrsbehinderung vorhersehbar sei, müssten sich Arbeitnehmer auf längere Fahrtzeiten einstellen und entsprechend eher losfahren oder alternative Verkehrsmittel nutzen, so die Rechtsexperten der Industrie- und Handelskammern.

"Können Streik sehr lange aushalten"

GDL-Vizechef Sven Grünwoldt sagte am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin": "Es ist aus unserer Sicht notwendig, ein deutliches Signal zu setzen", Der Gewerkschafter drohte mit einem langen Arbeitskampf. Die Streikkasse sei gut gefüllt. "Wir können einen Streik sehr, sehr lange aushalten", sagte er. Gleichzeitig signalisierte er Gesprächsbereitschaft, sofern ein neues Angebot auf den Tisch komme.

Die bisherigen Vorschläge der Deutschen Bahn kritisierte er. Sie lägen unter dem bisherigen Tarifniveau von 90 Prozent der Lokführer. Er wies auch die Kritik an dem Vorgehen der Gewerkschaft zurück, einen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer abzuschließen, statt sich dem für den Rest der Bahnbranche anzuschließen. Die Lokomotivführer hätten besondere Bedürfnisse, sagte Grünwoldt.

Eine Vermittlung des bereits als Bahn-Schlichter erprobten früheren Verteidigungsministers Peter Struck (SPD) lehnte er ab. Struck sei "nicht der richtige Mann", da er sich bereits zu stark festgelegt und sich früher auf die Seite der Deutschen Bahn gestellt habe.

(apd/jre)
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