Engpässe bei Zügen und Infrastruktur Bahn auch bei Pünktlichkeits-Ziel zu spät

Berlin · Erst räumt er erhebliche Engpässe bei Zügen, Personal und dem Schienennetz ein - nun verschiebt Bahnchef Richard Lutz auch sein Ziel für pünktliche Züge.

 Andreas Scheuer (CSU, l) und Bahnchef Richard Lutz am Bahnhof Gesundbrunnen vor einem neuen ICE 4.

Andreas Scheuer (CSU, l) und Bahnchef Richard Lutz am Bahnhof Gesundbrunnen vor einem neuen ICE 4.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

"Es wird länger dauern als wir uns vor drei Jahren selber mal vorgenommen haben", sagte er am Dienstag bei einer ICE-Sonderfahrt mit Verkehrsminister Andreas Scheuer. Lutz versprach aber, man wolle jedes Jahr ein Stückchen besser werden.

Wie aus Unterlagen der Deutschen Bahn hervorgeht, die Reuters vorliegen, werden in diesem Jahr etwa ein Viertel der Fernzüge mit sechs Minuten und mehr Verspätung unterwegs sein. Ziel ist eigentlich für 2018 gewesen, dass 82 Prozent pünktlich sind. Das kann demnach nun aber erst 2025 erreicht werden - und nur bei weiteren milliardenschweren Investitionen.

Lutz bestätigte, dass die Bahn in den nächsten Jahren zur Beseitigung der Engpässe, ohne Berücksichtung des Netzes, allein fünf Milliarden Euro mehr investieren müsse. Dies kann der Staatskonzern aber aus eigenen Mitteln nicht stemmen. Lutz ließ offen, woher das Geld kommen könne. In Rede steht auch ein Verkauf der Auslands-Nahverkehrstochter Arriva oder Hilfen des Bundes.

Verkehrsminister Scheuer sagte, man sei mit dem Bahn-Vorstand im Gespräch und werde über Vorschläge zur Verbesserung der Lage reden. "Wir können da nicht Blankoschecks verteilen", machte er aber klar. "Es geht darum, dass wir nicht nur viel fördern, sondern auch viel fordern." Er habe auch noch Fragen, etwa was die Güterbahn DB Cargo betreffe. "Da verstehe ich nicht, wie man da an mancher Stelle solche Defizite einfährt", sagte der CSU-Politiker. Dabei seien es wirtschaftlich gute Zeiten mit hoher Nachfrage. DB Cargo wird dieses Jahr den Unterlagen zufolge einen Verlust von 200 Millionen Euro verbuchen und hat trotz zahlreicher Sanierungsversuche die Trendwende bisher nicht geschafft.

Scheuer verwies darauf, dass auch aus Klimaschutzgründen der Bund in den nächsten vier Jahren schon 20 Milliarden Euro für die Eisenbahnen und das Netz insgesamt zur Verfügung stelle. Dies sei auch nötig, um mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bekommen. Dafür müsse das System gerüstet sein: "Wir brauchen bei der Schiene einen "Wow"-Effekt und weniger einen Oh-No-Effekt."

Gesondert verhandeln derzeit Bund und Bahn, die das 33.000-Kilometer lange Schienennetz verwaltet, über die Investitionen hier. In den nächsten Monaten soll eine neue Finanzierungsvereinbarung geschlossen werden, um das Netz dauerhaft in Stand zu halten, ohne mit zu vielen Baustellen die Pünktlichkeit weiter einzuschränken.

(lukra/Reuters)
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