Krise bei Volkswagen Autoexperte hält Entlassungen für realistisch

Frankfurt (RPO). Die Finanzkrise hat auch den Volkswagen-Konzern erreicht: Wegen der Konjunkturflaute müssen tausende Leiharbeiter entlassen und die Produktion gekürzt werden. Nach einem Zeitungsbericht müssen insgesamt 25.000 VW-Mitarbeiter gehen. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die Zahlen für realistisch.

 Auch VW steckt jetzt in der Krise: 25.000 Mitarbeiter müssen gehen.

Auch VW steckt jetzt in der Krise: 25.000 Mitarbeiter müssen gehen.

Foto: AP, AP

VW wolle sich von einem Großteil seiner 25.000 Leiharbeiter oder sogar allen Leiharbeitern trennen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Wir kommen um harte Einschnitte nicht herum", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn demnach vor 500 Führungskräften in Wolfsburg. "Wenn Kosten steigen und Erträge wegbrechen, ist eines klar: Jetzt ist noch mehr Disziplin bei Investitionen und laufenden Kosten gefragt."

Der Vorstand prüfe derzeit genau, welche Projekte wirklich notwendig seien. "Struktur- oder Kapazitätsinvestitionen stellen wir zunächst zurück", sagte Winterkorn dem Bericht zufolge. Er zeigte sich besorgt über die Heftigkeit des Konjunkturabschwungs: "So schlecht und unsicher waren die Aussichten schon lange nicht mehr." Die externen Rahmenbedingungen, die Marktentwicklung und die Finanzmarktkrise bildeten eine gefährliche Mischung. 2009 werde ein sehr schwieriges Jahr für die Automobilindustrie und für den Volkswagen-Konzern.

VW dementiert Berichte

VW hat den Bericht unterdessen zurückgewiesen. Ein Konzernsprecher bezeichnete entsprechende Informationen als falsch. Wie viele Leiharbeiter Volkswagen als Folge von Produktionskürzungen entlassen werde, sei noch nicht entschieden.

Unterdessen freute sich VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch nach einem Friedensgipfel der Familien Porsche und Piëch über eine Einigung der Porsche-Großaktionäre. Er schlug versöhnliche Töne gegenüber dem Sportwagenbauer Porsche an. "Seien Sie sicher, dass wir hier an einem Strang ziehen", sagte er mit Blick auf das Zusammengehen von VW und Porsche.

Autoexperte rechnet mit weiteren Auto-Rabatten

Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die in einem Medienbericht kolportierte Entlassungen von 25.000 Leiharbeitern bei Volkswagen "nicht für unrealistisch". "Wenn wir ins nächste Jahr reingehen, werden wir mit diesen Zahlen rechnen müssen", sagte Dudenhöffer dem Radiosender NDR Info am Freitag. Die Autobranche sei stark von der Finanzmarktkrise betroffen.

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Da würden auch die stärksten Marken von Europas größten Autohersteller, VW und Audi, "in Mitleidenschaft gezogen". Zudem befinde sich Seat "in den roten Zahlen". Dudenhöffer zufolge wirkt sich die Finanzmarktkrise deutlich auf die Autobranche aus. Das zeigten die Quartalszahlen der Autokonzerne aber auch die Konkurse von Händlern.

Die Nachrichten, "dass wir Schritt für Schritt in eine Rezession wandern", führten dazu, "dass kein Mensch heute mehr Geld locker macht für ein neutes Auto". Die Automobilbranche brauche jetzt, wie andere Branchen auch, "bessere Zeiten". Es bringe jetzt nichts, mehr "Rabatte zu bringen".

Trotzdem wird es nach Angaben von Dudenhöffer zu weiteren Rabatten kommen. Dazu gehöre der "Merkel-Rabatt", ein aus Steuergeldern subventionierter Autorabatt, und dann werde jeder Händler noch etwas raufschlagen. Nach Einschätzung des Experten liegen die "Rabatte heute bei 16,5 Prozent". Mit dem "Merkel-Rabatt" seien Anfang kommendes Jahres gut 20 Prozent möglich.

(RP)
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