Aus von Air Berlin Eurowings warnt vor höheren Ticketpreisen

Düsseldorf · Ende des Monats führt Air Berlin den letzten Flug durch. Damit wächst die Nachfrage bei Eurowings und anderen Anbietern. Gerade in Düsseldorf expandiert Eurowings - und warnt nun vor höheren Preisen. Eine Transfergesellschaft für Air-Berliner kommt wohl doch.

 Ein Flugzeug der Air Berlin und der Eurowings auf dem Düsseldorfer Flughafen (Archivbild vom 12.10.2017).

Ein Flugzeug der Air Berlin und der Eurowings auf dem Düsseldorfer Flughafen (Archivbild vom 12.10.2017).

Foto: dpa, fg htf

Vor sechs Tagen verkündete Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch gegenüber unserer Redaktion, dass er von weiter sinkenden Ticketpreisen in der Luftfahrt ausgehe. Gestern gab sich sein Vorstandskollege Thorsten Dirks vorsichtiger. In diesem Herbst würden viele Spätbucher sicher relativ viel zahlen, weil der Wettbewerber Air Berlin ja ab Ende des Monats nach der Langstrecke auch noch alle Flüge in Europa aufgebe, sagte Dirks bei einem Gespräch mit Journalisten.

Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin hat ihr Langstreckenangebot ab Düsseldorf bereits eingestellt. Am Montag landete zum letzten Mal eine Air-Berlin-Maschine aus den USA am Flughafen der Landeshauptstadt. Der Pilot des Flugzeugs verabschiedete sich mit einem spektakulären Manöver.

Dirks ist bei Lufthansa für den Ableger Eurowings zuständig, der die Kurzstrecken in Europa abdeckt. Man plane zwar bei Eurowings "keine Preiserhöhungen auf breiter Front", verkündete er. Doch extreme Niedrigpreise wie 30 Euro nach Mallorca hält er für weniger wahrscheinlich: "Es macht keinen Sinn, dass die Kosten eines Tickets nicht einmal mehr die Gebühren der Flughäfen einspielen." Zu Werbezwecken will Eurowings aber diese Woche selbst eine Million Tickets ab 29 Euro auf den Markt werfen - geflogen werden darf zwischen Januar und April.

Er betonte, wie wichtig Düsseldorf für Eurowings sei. Die Zahl der Kurzstreckenflugzeuge werde von 25 auf 41 steigen. Eine neue Langstreckenflotte werde aufgebaut, die Ende 2018 mindestens vier Maschinen ausmachen werde. Laut Dirks plant Eurowings ab Düsseldorf sogar eher mit sechs Jets nach New York, Miami, Los Angeles und Fort Myers (Florida).

Wie stark Eurowings in Düsseldorf expandieren wird, hängt davon ab, ob der Airport besser läuft. "Die operative Performance am Düsseldorfer Flughafen ist nicht zu akzeptieren", sagte Dirks. Dabei gehe es nicht nur um die Engpässe bei der Sicherheitskontrolle: "Es kommt vor, dass ein Flug kürzer ist als die Wartezeit, bis ein Bus die Passagiere abholt." Für die Zukunft glaubt er, dass man "auf gutem Weg" sei, eine bessere Qualität des Airports und mehr Investitionen durchzusetzen. Der Marktanteil von Eurowings in Düsseldorf steigt von rund 34 auf fast 50 Prozent - also will man mitreden am Airport.

Der frühere Luftwaffenpilot Dirks erläuterte, wie Eurowings wichtige Teile der Flotte von Air Berlin integrieren will. Erstens werde der Wiener Ferienflieger Niki mit rund 20 Maschinen inklusive Mitarbeitern übernommen. Zweitens werde der Regionalflieger Walter mit 20 Flugzeugen gekauft. Drittens würden mindestens 20 Jets von Air Berlin ohne Leute erworben - für deren Betrieb können sich nun die Air-Berliner bewerben.

Doch weil Niki und Walter mit insgesamt 1700 Mitarbeiter zu Eurowings wechseln, sucht Air Berlin für die öffentlich verkündeten 3000 neuen Jobs in Wahrheit nur rund 1300 Piloten und Stewardessen auf dem Markt. "Diese Leute stellen wir nun zu unserem Tarifvertrag ein", sagte Dirks. Dabei lehnte er klar ab, die Gehälter von Air Berlin zu übernehmen. "Es gibt da einige Piloten, die mehr als 200.000 Euro im Jahr verdienen. Aber bei den meisten Piloten wird die Einbuße nur neun bis zehn Prozent ausmachen."

Derweil gibt es gute Nachrichten für die Belegschaft von Air Berlin: Es könnte doch eine Transfergesellschaft für Beschäftigte geben, die keine neuen Stellen finden. Dafür sei "ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag" notwendig, erklärte Air Berlin. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagt dazu: "Ich würde mich freuen, wenn eine Transfergesellschaft eingerichtet werden kann. Die von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten würden damit eine professionelle Unterstützung bei der Suche nach neuer Arbeit erhalten."

Er schränkt jedoch ein: "Die beteiligten Firmen müssen zumindest die Kosten für die Sozialversicherungsbeiträge tragen. Das entspricht einem Anteil von etwa 40 Prozent der Lohnkosten der Beschäftigten. Und die Bundesagentur für Arbeit würde das Transferkurzarbeitergeld in Höhe des Arbeitslosengeldes zahlen."

(rky)
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