Bankenkrise Aufsichtsratschef der HSH Nordbank geht

Hamburg (RPO). Einen Tag vor der Entscheidung über eine staatliche Milliardenspritze für die HSH Nordbank hat Aufsichtsratschef Wolfgang Peiner seinen Rückzug angekündigt. "Ich werde nicht wieder als Mitglied des Aufsichtsrates kandidieren", sagte Peiner in einem Interview. Eine Bank-Sprecherin bestätigte am Montag die Rückzugspläne.

 Der Aufsichtsratschef der angeschlagenen HSH Nordbank Wolfgang Peiner hat in einem Interview seinen Rückzug angekündigt.

Der Aufsichtsratschef der angeschlagenen HSH Nordbank Wolfgang Peiner hat in einem Interview seinen Rückzug angekündigt.

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Am Dienstag wollen die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein einen Rettungsplan für die Bank beschließen. Danach soll die gemeinsame Landesbank eine Kapitalerhöhung von 3 Milliarden Euro und eine zusätzliche Kreditgarantie von 10 Milliarden Euro bekommen. Das Geldhaus hatte sich mit Wertpapieren verspekuliert, die in der Wirtschaftskrise massiv an Wert verloren hatten.

Der scheidende Aufsichtsratschef Peiner warf die Frage auf, ob er die Milliardenverluste der gemeinsamen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein nicht "aufgrund meiner Erfahrung schon früher" hätte erkennen können". Er räumte im Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt" ein, dass die Bank zu große Geschäfte mit Wertpapieren gemacht habe. Der 65-Jährige verlässt den Aufsichtsrat Ende April. Laut Banksprecherin steht ein Nachfolger noch nicht fest.

Bank will 3 Milliarden Euro von den Ländern

Der Wirtschaftsprüfer und frühere Hamburger Finanzsenator Peiner hatte schon als CDU-Politiker maßgeblichen Einfluss auf die HSH Nordbank. Als Aufsichtsratschef wollte er dann das Geldhaus an die Börse führen. Als erste Landesbank hatte die HSH Nordbank einen privaten Anteilseigner aufgenommen.

Zuletzt war Peiner von Oppositionspolitikern kritisiert worden, weil sein Name mit der Ausweitung des Kreditersatzgeschäftes verbunden ist. Vor allem diese Geschäfte hatten zu einem Verlust von 2,8 Milliarden Euro 2008 geführt.

Die HSH Nordbank fordert von ihren Eigentümern Hamburg und Schleswig-Holstein eine Kapitalspritze von 3 Milliarden Euro. Außerdem sollen die Länder Risiken in Höhe von 10 Milliarden Euro durch eine Garantie abdecken. Die Länder sind mit zusammen 60 Prozent die Haupteigentümer der Bank.

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen sieht keine Alternative zur Erfüllung dieser Forderung. Der Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin soll der öffentlichen Bank vorerst nicht mit einer Kapitalspritze helfen. "Zunächst müssen die Eigentümer der Bank die Risiken herauslösen und übernehmen, dann die verbleibende Kernbank mit Eigenkapital ausstatten und ein tragfähiges Geschäftsmodell vorlegen", sagte Carstensen den "Kieler Nachrichten".

Stellenabbau bis Ende 2012

Bis Ende 2012 sollen 1.100 der rund 4.500 Mitarbeiter in dem Institut gehen. HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher will eine Bad Bank gründen und faule Wertpapiere dorthin auslagern. Die verbleibende Kernbank soll sich im Wesentlichen auf Schiffsfinanzierungen und Geschäfte mit Firmen aus der Region beschränken.

Neben Hamburg und Schleswig-Holstein sind zu rund 15 Prozent die schleswig-holsteinischen Sparkassen und zu rund 25 Prozent eine Investorengruppe um die US-Beteiligungsgesellschaft J.C. Flowers beteiligt, die unter anderem mit ihrem Einstieg beim Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate viel Geld verlor. Die Sparkassen wollen bei der Nordbank aussteigen.

(AP)
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