Stellenabbau Aufsichtsrat soll über 32.000 Telekom-Jobs entscheiden

Bonn (rpo). Telekom-Mitarbeiter sehen dem kommenden Montag mit Bangen entgegen. Dann soll offenbar der Aufsichtsrat eine Entscheidung treffen, was mit den 32.000 Stellen geschieht, die in den nächsten drei Jahren gestrichen werden sollen. Zuletzt hatte Personal-Chef Klinkhammer vorgeschlagen, die Telekom-Beamten an den Bund zurückzugeben. Ver.di ruft zu neuen Protesten auf.

Telekom-Chef Kai Uwe Ricke hatte Anfang November angekündigt, der Konzern wolle trotz Rekordgewinnen die Mitarbeiterzahl von derzeit noch rund 170.000 weiter verringern, vor allem bei der Festnetzsparte T-Com. Der immer schärfere Wettbewerb und technische Umbrüche machten das erforderlich. Der Abbau solle aber sozialverträglich erfolgen, durch Frühpensionierungen, Abfindungen sowie natürliche Fluktuation, zumal noch bis Ende 2008 ein mit ver.di vereinbarter Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen gilt.

Nach den Plänen der Telekom sollen 25.000 Beschäftigte den Konzern verlassen, zugleich aber 6.000 neue Kräfte für den Aufbau eines Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetzes eingestellt werden. Außerdem sollten 7.000 bereits zur konzerneigenen Beschäftigungsagentur Vivento ausgelagerte Mitarbeiter das Unternehmen endgültig verlassen. Je nach Lesart fallen also zwischen 19.000 Stellen und 32.000 Stellen weg.

Die Gewerkschaft verlange eine deutliche Korrektur an den Plänen, die zudem noch viel zu ungenau formuliert seien, sagte Jurczyk. Zu den Unklarheiten gehört auch der Umgang mit den Beamten. Sie stellen rund die rund die Hälfte der über 80.000 Mitarbeiter der besonders betroffenen Sparte T-Com. Weitere über 20.000 T-Com-Angestellte aus den Zeiten der der Deutschen Bundespost Fernmeldewesen sind ebenfalls unkündbar gestellt.

Die Telekom steht mit der Bundesregierung derzeit in Verhandlungen, wie mit den Beamten verfahren werden kann. Zwar sorgt das Unternehmen durch Zahlungen in einen Pensionsfonds für den Ruhestand seiner Beamten vor. Der Bund müsste aber für die Dienstzeiten vor der Privatisierung aufkommen. Nach dem zweiten Postreformgesetz sind dafür die Erlöse aus Dividenden und Anteilsverkäufen des Bundes vorgesehen.

"Rückgabe" von Beamten an den Bund erwogen

In den Verhandlungen geht es nach Angaben aus der Telekom-Führung unter anderem darum, wie lang die Telekom die Vorruhestandsbezüge von etwa 70 Prozent der letzten Besoldung für Beamte zahlen muss, die jetzt das Angebot nutzen und mit mindestens 55 Jahren aus dem Unternehmen ausscheiden. Die Telekom will offenbar erreichen, dass der Bund möglichst frühzeitig die Pensionszahlungen übernimmt. Bundesbeamte schieden im Durchschnitt mit 59 Jahren aus dem Dienst aus, deutete ein führender Manager an.

Eine Alternative wäre es, die nicht mehr benötigten Beamten dem Bund sozusagen zurückzugeben. "Der Bund hat seine Verantwortung für die Beamten der Telekom nicht verloren", sagte Telekom-Personalvorstand Heinz Klinkhammer dem "Handelsblatt". "Wenn wir die Beamten nachweislich nicht mehr beschäftigen können, ist es legitim, nach einer Beschäftigungsmöglichkeit bei Bund zu fragen."

Ein Telekom-Sprecher erklärte, die Gespräche mit dem Bund dauerten noch an. Von Gewerkschaftsseite hieß es deshalb, die vielen offenen Punkte könnten eine Vertagung des Beschlusses im Aufsichtsrat nahelegen. Es gebe "keine Veranlassung, am 12. Dezember unverrückbare Entscheidungen zu treffen", meinte Jurczyk.

(ap)
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