IKB-Prozess Aufsichtsrat sah sich schlecht informiert

Düsseldorf (RPO). Die frühere Aufsichtsratsspitze der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB hat dem Ex-Vorstand gravierende Fehler vorgehalten. Die Bank war im Zuge der Finanzkrise nur knapp an der Pleite vorbeigeschrammt.

 Einigung auf IKB-Verkauf

Einigung auf IKB-Verkauf

Foto: AFP, AFP

Im Prozess gegen den ehemaligen Bankenvorstand Stefan Ortseifen sprach der damalige Vorsitzende des Kontrollgremiums, Ulrich Hartmann, am Dienstag vor dem Düsseldorfer Landgericht von unzureichenden Information über Risiko-Investments. Hartmann sagte, der Vorstand habe auf einer Sitzung des Aufsichtsrates wenige Wochen vor Bekanntwerden der Schieflage der Bank am 27. Juli 2007 ungenau auf Fragen zu Risiken mit zweitklassigen US-Hypothekenanleihen geantwortet. "Da wurde sehr weich und beruhigend geantwortet", sagte Hartmann. Mehrfach hätten die Mitglieder des Kontrollgremiums "ganz klar" gefragt, ob die IKB direkt von Investments im sogenannten Subprime-Markt betroffen sei.

Nach Bekanntwerden der IKB-Schieflage habe Ortseifen nach seinem Rücktritt als Vorstand dann im Protokoll der Aufsichtsratssitzung handschriftlich nachträgliche Änderungen seiner Angaben durchsetzen wollen. Diese Anmerkungen sollten eine Beteiligung an Subprime-Investments einräumen sowie eine kritischere Sicht der Dinge aufzeigen, berichtete Hartmann. Diesen nachträglichen Änderungen habe sich er, Hartmann, widersetzt.

Nach den vor Gericht präsentierten Auszügen aus dem Sitzungsprotokoll wollte Ortseifen nachträglich aus seiner Angabe, die IKB sei "allenfalls mittelbar betroffen" das Wort "allenfalls" herausgestrichen haben. An anderer Stelle sollte die Feststellung "keine direkten Investments" in "an Portfolios mit Subprime-Anteil beteiligt" geändert werden.

Ortseifen muss sich seit März wegen des Vorwurfs der Börsenmanipulation und Untreue verantworten. Die Anklage legt ihm zur Last, wenige Tage vor der Beinahe-Pleite der IKB in einer Pressemitteilung vom 20. Juli 2007 behauptet zu haben, das Institut habe keine Probleme mit US-Hypothekenanlagen. Eine Woche später, am 27. Juli, musste die Bank eine dramatische Schieflage einräumen.

Dem Aufsichtsrat und speziell Hartmann war in dem Zusammenhang vorgeworfen worfen, er hätte diese Schieflage früher erkennen müssen. Die IKB war die erste deutsche Bank, die in den Sog der schon damals aufkeimenden US-Immobilienkrise geriet. Sie konnte nur durch eine Milliardenhilfe des Staates gerettet werden.

Hartmann, ehemals Chef des Energiekonzerns E.ON, stand von 2000 bis März 2008 an der Spitze des Kontrollgremiums. Auch heute ist der 71-Jährige, der sich vor Gericht als "Pensionär mit Mandaten" bezeichnete, in den Aufsichtsräten mehrerer Unternehmen vertreten, darunter Daimler und Henkel.

Am Mittwoch (12. Mai) soll Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in dem Verfahren als Zeuge aussagen. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, warum die Bank mit Beginn der US-Immobilienkrise der IKB die Kredite sperrte. Ortseifen hatte vor Gericht das Verhalten der Deutschen Bank als ausschlaggebend für den Beinahe-Zusammenbruch der IKB genannt. Ortseifen selbst wies jede Verantwortung von sich.

(DDP/awei)
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