Deutsche Telekom Aufsichtsräte und Manager wurden bespitzelt

Hamburg (RPO). Ein neuer Skandal erschüttert die deutsche Wirtschaft: Die Deutsche Telekom hat mehr als ein Jahr lang Aufsichtsräte und Manager bespitzelt. Dazu wurden Telefonverbindungsdaten kontrolliert, um undichte Stellen im Vorstand und Aufsichtsrat aufzuspüren.

Die Deutsche Telekom in zehn Daten
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Foto: ddp

Wegen der Ausspähung von Mitarbeitern prüft die Bonner Staatsanwaltschaft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. "Es gibt den Verdacht, dass Personen ausgespäht worden sein sollen", sagte Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel am Samstag der AP.

Demnach wird auch geprüft, ob die Ausspähung von Kontakten bestimmter Gremienmitglieder auch zu Journalisten legal war. Das Unternehmen bestätigte, nach derzeitigen Erkenntnissen sei es in den Jahren 2005 und 2006 zu missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten gekommen.

"Ich bin über die Vorwürfe zutiefst erschüttert. Wir nehmen den Vorgang sehr ernst", erklärte Telekom-Vorstandschef René Obermann in einer Mitteilung. Bei den Vorwürfen gehe es nicht um das Abhören von Gesprächen, sondern um die Nutzung von Angaben zu Uhrzeit, Länge und Teilnehmern von Gesprächen. Dennoch könnte es sich dabei nach Angaben der Staatsanwaltschaft um eine Verletzung des Datenschutzes handeln.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" sollten bei der offenbar mehr als einjährigen Auswertung von Verbindungsdaten undichte Stellen im Vorstand und Aufsichtsrat aufgespürt werden. Eine Berliner Beratungsfirma sollte demnach diese Datensätze auswerten und mit Telefonnummern von Journalisten abgleichen.

Auswertung Hunderttausender Datensätze

In einem Fax der Firma, das die internen Ermittlungen bei der Telekom auslöste, heißt es dem Bericht zufolge, Ziel der Spähoperationen sei die "Auswertung mehrerer hunderttausend Festnetz- und Mobilfunk- Verbindungsdatensätze der wichtigsten über die Telekom berichtenden deutschen Journalisten und deren private Kontaktpersonen" gewesen. Nach Informationen des Magazins wurden auch das Kanzleramt, das Bundesfinanzministerium und Teile des Aufsichtsrats über den Verdacht informiert.

Die Telekom erstattete nach eigenen Angaben am 14. Mai Anzeige. Interne Hinweise auf einen Missbrauch von Kontaktdaten gab es demnach aber bereits im Sommer 2007. Als Konsequenz seien die Sicherheitsabteilung des Konzerns umgebaut und neue Kontrollmechanismen installiert worden. Ende April 2008 seien dann neue und gewichtigere Vorwürfe bekanntgeworden.

Neben der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft sei auch eine Anwaltskanzlei mit der Untersuchung der Vorfälle beauftragt worden, erklärte Obermann. "Mit unserem Vorgehen wollen wir höchstmögliche Transparenz erreichen und der Strafjustiz ermöglichen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen." Über mögliche Verdächtige machten weder das Unternehmen noch die Staatsanwaltschaft Angaben.

(afp)
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