Michael Frege verwaltet Lehman-Insolvenz Aufregung um Campinos Bruder

Düsseldorf · Michael Frege ist nicht nur der Bruder des Toten-Hosen-Stars Campino, sondern auch Wirtschaftsanwalt. Er befasst sich derzeit mit den Überresten der Investmentbank Lehman Brothers in Deutschland. Für seine Dienste könnte er Hunderte Millionen Euro kassieren.

 Michael Frege könnte als Insolvenz-Verwalter mehrere hundert Millionen Euro kassieren.

Michael Frege könnte als Insolvenz-Verwalter mehrere hundert Millionen Euro kassieren.

Foto: dpa, Cms Hasche Sigle

Mehr als vier Jahre liegt die Pleite der US-Großbank Lehman Brothers zurück. Der Kollaps des amerikanischen Geldhauses gilt als einer der wesentlichen Gründe für die Verschärfung der internationalen Finanzkrise und ließ viele Anleger mit unerfüllten Forderungen zurück — auch in Deutschland.

 Campino heißt mit bürgerlichem Namen Andreas Frege.

Campino heißt mit bürgerlichem Namen Andreas Frege.

Foto: dpa, Michael Kappeler

Die hiesige Tochter der zusammengebrochenen US-Investmentbank soll nun schnell abgewickelt werden. Am gestrigen Donnerstag beauftragte die Gläubigerversammlung die Kanzlei CMS Hache Sigle, einen Insolvenzplan aufzustellen. Sie soll die Verteilung der verfügbaren Insolvenzmasse von rund 15 Milliarden Euro regeln.

Für CMS ist ein Mann tätig, der einerseits federführend im Fall Lehman und andererseits ein in Düsseldorf bekanntes Gesicht ist: Michael Frege, der Bruder von Campino, dem Frontmann der "Toten Hosen".

Freges Name steht nun stellvertretend für Hunderte Milionen Euro, die CMS aus dem Fall Lehman kassieren könnte. Bis zu 800 Millionen Euro könnten es sein, wie kolportiert wurde. Die Zahlen fußen auf dem Ergebnis eines Gutachtens, das Frege selbst in Auftrag gegeben hat, offenbar um Spekulationen über die Höhe des Honorars zu beenden.

Man habe das eigene Gutachten in Auftrag gegeben, um eine Grundlage zu haben und nicht, um Forderungen aufzustellen, erklärte der CMS-Partner Kolster. Man habe nie vorgehabt, den vollen Rahmen auszuschöpfen. "Die Vergütung kann am Schluss auch unter 500 Millionen Euro liegen. Am Ende bleibt es die Entscheidung des Gerichts. Andere sachliche Meinungen werden gehört, aber verhandeln können wir nichts, denn die alleinige Zuständigkeit des Gerichts ist rechtlich vorgegeben."

So aufgeregt am Freitag Süddeutsche Zeitung oder Bild über die gewaltigen Summen berichteten, so wenig spielte der Streit um das dreistellige Millionenhonorar für Frege auf der gestrigen Versammlung eine Rolle. Auch US-Hedgefonds, die im Vorfeld massive Kritik ("schamlose Bereicherung") an der Vergütung geäußert hatten, hielten sich zurück. "In der Gläubigerversammlung gab es keine kritischen Anmerkungen. Die Großgläubiger standen ja immer hinter dem Verfahren", betonte Kanzlei-Chef Hubertus Kolster.

Solche Summen wecken regelmäßig den Neid des Durchschnittsbürgers. Das ist eigentlich unangebracht, weil das Honorar des Insolvenzverwalters in der Insolvenzordnung klar festgelegt ist. Der Insolvenzverwalter kann es also nur erhöhen, wenn die Insolvenzmasse entsprechend steigt, also das Vermögen, aus dem die Forderungen der Gläubiger bedient werden. Und er muss in dem Verfahren bei den Kosten erst einmal in Vorleistung gehen. Rund 200 Millionen Euro betrage diese Summe für CMS im Fall Lehman bereits, hat Kolster, Managing Partner von CMS, der "FAZ" gesagt.

CMS will sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Abgerechnet wird am Ende, und erst wenn die Schlussrechnung für die Lehman-Insolvenz vorliegt, wird das Honorar für die Kanzlei und Frege festgelegt. Der Rechtsanwalt, der auch für den Insolvenzfall Neckermann zuständig ist, genießt in der Branche einen glänzenden Ruf. In der Branchenzeitung "Juve" heißt es, in Sachen Lehman erhalte Frege "uneingeschränktes Lob von Verfahrensbeteiligten. Die gut organisierte Abarbeitung aller Fragen gilt als Meisterleistung," Die Urteile von Wettbewerbern in diesem Fall: "Äußerst professionell" oder "großer Respekt für die Leistung bei Lehman".

(RP/REU/dpa/pst/das/csi)
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