Dieselskandal Der Absturz des Audi-Chefs

Ingolstadt · Rupert Stadler ist als Beschuldigter ins Visier der Justiz gerückt. Für den Manager könnte die Karriere abrupt zu Ende gehen.

 Rupert Stadler ist seit 2007 Chef von Audi.

Rupert Stadler ist seit 2007 Chef von Audi.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Knapp einen Monat ist es her, da hat Rupert Stadler bei der Audi-Hauptversammlung noch versucht, auf dem Weg in ein Elektroauto-Zeitalter Aufbruchstimmung zu erzeugen. „Audi. Vorsprung. 2025“ heißt die Strategie, mit der Stadler Daimler und BMW abhängen wollte. Ob er an der Umsetzung der Strategie mitarbeiten kann, ist fraglicher denn je. Dass ihn die Münchener Staatsanwaltschaft in der Diesel-Affäre auf die Liste der Beschuldigten genommen hat und seine Privaträume durchsuchte, erweckt den Eindruck, als ziehe sich die Schlinge enger um den Hals des Managers.Stadlers Versuche, seine Umwelt davon zu überzeugen, er habe die Lage im Griff, sind gescheitert. Dabei hat Audi seinen Vertrag erst 2017 um fünf Jahre verlängert und so versucht, ein Zeichen von Kontinuität zu setzen. Der Chef der VW-Tochter konnte sich bisher auch stets der Unterstützung durch die VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch sicher sein. Doch die Erfahrung lehrt: Treueschwüre verlieren in solchen Fällen rasch an Halbwertzeit.

Bisher hat Stadler alle Verdächtigungen heil überstanden, während andere Audi-Spitzenkräfte über Bord gegangen sind. Und einen freiwilligen Rücktritt hat Stadler stets kategorisch ausgeschlossen, immer wieder seine Unschuld beteuert. „Ich werde den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern meine Führungsaufgabe wahrnehmen. Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen muss ich dem Unternehmen und der Mannschaft eine Richtung geben“, hat Stadler schon 2016 im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt.

Das klingt nach Kampfgeist und Hartnäckigkeit. Aber: So sehr wie jetzt hat der Sohn eines Landwirts aus dem bayerischen Eichstätt noch nicht um die Karriere bangen müssen. Eine Karriere, die er ohne Universitätsabschluss hinbekommen hat, was in der deutschen Wirtschaft immer noch selten ist. Dem Besuch der Knabenrealschule folgten für Stadler ein Betriebswirtschaftsstudium an der Fachhochschule Augsburg und eine Station bei der Philips Kommunikation in Nürnberg, ehe 1990 die Audi-Karriere begann. Seit 2007 steht Stadler an der Spitze des Unternehmens. Er löste Martin Winterkorn ab, der als Chef zu VW wechselte. Audi hat in der Amtszeit des 55-Jährigen den Weg fortgesetzt, auf dem das Unternehmen das Image eines Altherren-Anbieters ablegte und zum Liebling der Generation Y wurde.

Nirgendwo also ist ein Karriereknick zu erkennen bei dem Mann, der mit seiner Frau in Ingolstadt lebt und sich der Region so verbunden fühlt. Bis 2022 wollte er Audi-Chef bleiben. Ein Strafverfahren kam in seiner Zukunftsplanung jedenfalls nicht vor.

(gw)
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