Zwangsrabatt Arzneimittel-Importeure befürchten das Aus

Berlin (RPO). Die Erhöhung des Zwangsrabatts auf Arzneimittel bringt die mittelständischen deutschen Arzneimittelimporteure in Bedrängnis. Branchenführer Kolpharma will 150 Mitarbeiter entlassen.

Arzneimittelpreise sind jetzt Verhandlungssache
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Foto: ddp

Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) befürchtet nach einem Vorabbericht der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe), dass bundesweit jedes zweite Unternehmen verschwinden könnte.

Der zusätzlich geforderte Rabatt, der auch für die Importeure gilt, entspreche der durchschnittlichen Marge in der Branche, sagte ein Verbandssprecher. Für viele Unternehmen lohne sich das Geschäft damit nicht mehr.

Der Branchenführer Kohlpharma werde nach eigenen Angaben nun 150 Mitarbeiter entlassen, schrieb das Blatt. Insgesamt seien 500 der rund 1000 Arbeitsplätze in dem Unternehmen gefährdet. Branchenweit könnte nach VAD-Angaben jeder zweite der 4000 Arbeitsplätze verloren gehen.

Der Geschäftsführer des Importeurs Eurimpharm, Andreas Mohringer, sagte: "Der Zwangsrabatt wird uns beschädigen." Er erwarte zwar nicht, dass es überhaupt keinen Arzneimittelimport mehr geben wird. Für das Überleben der einzelnen Unternehmen komme es nun aber darauf an, auf welche Produktgruppen sie sich spezialisiert hätten. Bei manchen Arzneimitteln sei die Handelsmarge hoch genug, um zu überleben, bei anderen nicht. "Wir bei Eurimpharm sind derzeit fieberhaft am rechnen", sagte Mohringer.

Medikamente sind Kostentreiber im Gesundheitssystem, insbesondere neue, patentgeschützte Präparate. Bislang darf die Industrie die Preise für solche Arzneien willkürlich selbst festlegen - die Krankenkassen müssen zahlen. Das will die Koalition mit dem Sparpaket Philipp Röslers (FDP) eindämmen.

Der Bundesrat billigte den ersten Teil des Pakets, wonach die Pharmafirmen den gesetzlichen Krankenkassen künftig höhere Rabatte gewähren müssen. Der Bundestag hatte diese Änderung bereits beschlossen. Die Herstellerrabatte für patentgeschützte Medikamente werden von sechs auf 16 Prozent angehoben. Dies gilt allerdings befristet - vom 1. August dieses Jahres bis zum 31. Dezember 2013.

Damit die Pharmafirmen die Zwangsrabatte nicht durch Preiserhöhungen ausgleichen, gilt im gleichen Zeitraum ein Preisstopp: Die Arzneimittelpreise werden bis Ende 2013 auf dem Niveau von August 2009 eingefroren.

(DDP/jre)
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