Führungskrise bei Industriekonzern Laschet gegen Zerschlagung von Thyssenkrupp

Düsseldorf · Bei einem Treffen mit Führungskräften des Essener Konzerns gibt der NRW-Ministerpräsident ein Bekenntnis zum Mischkonzern ab und kündigt Gespräche mit den aktivistischen Investoren an.

 Armin Laschet (l.) und Knut Giesler in der Staatskanzlei.

Armin Laschet (l.) und Knut Giesler in der Staatskanzlei.

Foto: dpa/Marius Becker

Knut Gielser wirkte zufrieden, als er am Donnerstagnachmittag in Saal 46 der Düsseldorfer Staatskanzlei ans Rednerpult trat. Der IG-Metall-Bezirksvorsitzende von NRW hatte erreicht, was er wollte: Die Politik in Person des NRW-Regierungschefs hat sich nach dem chaotischen Abgang von Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger eingeschaltet. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) traf sich auf Wunsch der IG Metall mit den Thyssenkrupp-Vorständen Guido Kerkhoff (Finanzen) und Oliver Burkhard (Personal). Mit anwesend waren außerdem der von der IG Metall entsandte stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Markus Grolms und eben auch Giesler.

„Wir brauchen Sicherheit und Klarheit für 39.000 Arbeitsplätze in NRW“, forderte Giesler. Die Sorge im Arbeitnehmerlager ist groß, dass es eine Abkehr von der Mischkonzern-Strategie Hiesingers geben könnte. Vor allem die beiden aktivistischen Investoren Cevian und Elliott sollen eine Zerschlagung vorantreiben.

Laschet stellte sich klar auf Gieslers Seite: „Wir wollen eine langfristige industriepolitische Entwicklung und keine kurzfristige Verwertung“, sagte er, ließ sich aber eine Hintertür offen:  „Dass die Zerschlagung in vier Teile mittelfristig eine Wertsteigerung erbringt, ist nicht erwiesen. Das muss eine Fachdiskussion zeigen, die jetzt beginnt.“ Der CDU-Politiker sagte zu, dass er auch mit Elliott und Cevian Gespräche führen werde. „Es geht nicht – Mehrheit hin oder her –, dass man wichtige Aktionäre nicht an den Gesprächen beteiligt.“

Damit eine industriepolitische Konzeption und eine Strategiediskussion gelingen könne, müssten die Beteiligten auch ihr Verhalten ändern, verlangte Laschet. „Das fängt mit einem angemessenen Umgang und auch der richtigen Sprache an“, sagte er. „Sowohl die Stiftung, als auch die Gewerkschaften als auch der Vorstand, als auch Cevian und andere Beteiligten – alle müssen wieder zur Sachlichkeit zurückkehren.“

Er selbst kann das als Mitglied des Krupp-Stiftungskuratoriums tun: Dieses tagt am Freitag, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Zudem wird erwartet, dass der Aufsichtsrat am selben Tag eine Entscheidung über einen Interims-Vorstandschef trifft. Als aussichtsreichster Kandidat für den Posten gilt Finanzchef Guido Kerkhofff.

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