Steinmeier: Metro soll Karstadt retten Arcandor will 437 Millionen Euro Staatshilfe

Düsseldorf (RP). Am Freitagmorgen teilte der angeschlagene Handelskonzern mit, dass er bei der Bundesregierung einen Antrag auf Staatshilfen in Höhe von 437 Millionen Euro gestellt hat. Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier hatte Arcandor eine Millionenbürgschaft bereits in Aussicht gestellt. Dafür muss die Karstadt-Mutter eine Fusion mit der Metro eingehen.

 Der angeschlagene Handels- und Tourismus-Konzern Arcandor hat Antrag auf Staatshilfe gestellt.

Der angeschlagene Handels- und Tourismus-Konzern Arcandor hat Antrag auf Staatshilfe gestellt.

Foto: AP, AP

Die Hilfe über von 437 Millionen Euro solle als Kredit der Staatsbank KfW mit einer Laufzeit von sechs Monaten gewährt werden und dem Konzern über einen Liquiditätsengpass hinweg helfen, wie Arcandor am Freitag in Essen mitteilte. Der Kredit soll die Form einer Rettungsbeihilfe haben, die mit Auflagen der EU verbunden ist.

Steinmeier stellte Kredit bereits in Aussicht

Der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hatte bei einem Spitzentreffen mit Arcandor-Vertretern dem angeschlagenen Kaufhaus-Konzern einen staatlich abgesicherten Rettungskredit in Höhe von 450 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Voraussetzung ist, dass die Arcandor-Eigentümer, die Firmenerbin Schickedanz und die Bank Sal. Oppenheim, 100 bis 200 Millionen Euro als Eigenleistung beisteuern und sich auf einen verbindlichen Fahrplan zu Fusionsverhandlungen mit dem Konkurrenten Metro festlegen.

Das erfuhr unsere Redaktion aus Unternehmenskreisen. Demnach soll die staatseigene Förderbank KfW den Kredit gewähren, um Arcandor vor der Insolvenz zu bewahren. Diese bis zu maximal sechs Monate gewährte Rettungsbeihilfe sei mit den EU-Wettbewerbsrichtlinien vereinbar, hieß es in Unternehmenskreisen. Steinmeier habe darüber bereits Gespräche mit SPD-Finanzminister Peer Steinbrück geführt.

Arcandor hat auch bei EU Antrag auf Hilfe gestellt

Arcandor hat zudem bei der EU einen Antrag auf Rettungsbeihilfe gestellt. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Details würden später bekannt gegeben. Ohne Staatshilfe droht dem Konzern mit den Sparten Thomas Cook (Reisen), Primondo (Quelle) und Karstadt ab dem 12. Juni die Insolvenz.

Die Lage bei Arcandor ist nach einem Bericht des "Handelsblatts" deutlich kritischer als bislang angenommen. Ein Gutachten, das die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) im Auftrag der Bundesregierung angefertigt hätten, bescheinige dem ehemals unter KarstadtQuelle firmierenden Unternehmen nur noch geringe Überlebensfähigkeit, schreibt die Zeitung. Im Falle einer Staatsbürgschaft wäre die Gefahr sehr hoch, dass der Steuerzahler bereits in den ersten zwölf Monaten zur Kasse gebeten würde.

Auch besitze Arcandor, anders als am Mittwoch von Finanzvorstand Rüdiger Günther dargestellt, offenbar keineswegs mehr ein Eigenkapital von rund 1,2 Milliarden Euro. Denn seit dem letzten Konzernabschluss im September 2008 habe sich der Bestand laut PwC-Gutachten auf 177 Millionen Euro reduziert. Dem Konzern drohe damit neben der Zahlungsunfähigkeit auch die Überschuldung, sollte der Konsortialkredit bis zum 12. Juni nicht wunschgemäß verlängert werden.

Merkel mahnt Beitrag der Eigentümer an

Metro-Chef Eckhard Cordes warb in Berlin für seinen Plan zur Übernahme von Karstadt. Er traf sich mit Vertretern des Kanzleramts und des Wirtschaftsministeriums. "Wir haben den Eindruck, dass alle Beteiligten in der Bundesregierung das Ziel haben, den Fall aus der Parteipolitik herauszuhalten", sagte ein Metro-Sprecher.

Bei der Rettungsaktion für Opel war es zu einem regierungsinternen Streit zwischen Union und SPD über das bessere Rettungskonzept gekommen. In den nächsten Tagen will Cordes mit Arcandor-Chef Eick die Chancen für einen Zusammenschluss ihrer Warenhaustöchter ausloten.

In der kommenden Woche sind in Berlin auch Gespräche mit den Eigentümern, Banken, Vermietern und Lieferanten von Arcandor geplant. Der Fall sei wegen der Zahl der Beteiligten "komplizierter als bei Opel", hieß es. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte einen Beitrag der Arcandor-Eigentümer zur Rettung des Konzerns an.

Die Eigentümer und die Gläubiger müssten einen erheblichen Beitrag zur Lösung des Problems leisten, forderte sie. Arcandor hat eine Bürgschaft von 650 Millionen Euro aus dem Deutschlandfonds zur Rettung aus der Krise beantragt. Das lehnt die EU allerdings ab. Wegen fälliger Bankkredite droht dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit.

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