Vorwürfe zu Arbeitsbedingungen Arbeitsagentur widerspricht NRW-Kritik an Amazon

Düsseldorf · Die Agentur für Arbeit und das Internetversandhaus Amazon wehren sich gegen die Vorwürfe von Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD). Dieser hatte Kritik die Beschäftigungsverhältnisse bei dem Versandhändler als "skandalös” kritisiert.

Der Minister hatte kritisiert, dass Amazon Mitarbeiter für das Weihnachtsgeschäft zunächst zwei Wochen lang im Zuge "betrieblicher Trainingsmaßnahmen” unbezahlt zur Probe arbeiten lassen will. Dies geschah unter anderem in den Logistikzentren in Werne (Kreis Unna) und Reinberg (Kreis Kleve). In dieser Zeit werden die zumeist arbeitslos Gemeldeten vom Jobcenter oder der Agentur für Arbeit bezahlt.

"Das Verfahren ist korrekt und vernünftig”, sagte der Sprecher NRW-Regionaldirektion der Arbeitsagentur, Werner Marquis, am Freitag in Düsseldorf. Die Vereinbarungen über eine ein- bis zweiwöchige Probezeit sei in Absprache mit dem Versandhaus getroffen worden, konterte er die Kritik Schneiders.

Der SPD-Politiker hatte am Donnerstag nach Berichten über "offenbar skandalöse Praktiken bei der Beschäftigung von Aushilfen” gesagt, es gebe "berechtigte Zweifel, ob diese Praxis legal ist”. Er wolle die Rechtmäßigkeit des Vorgehens prüfen.

Keine "Lex Amazon”

Arbeitslosenvertreter bezeichneten die Kritik der NRW-Landesregierung als scheinheilig. "Diese Praxis geschah mit Wissen und dem Segen des NRW-Arbeitsministeriums, und das ist ungeheuerlich”, sagte der Sprecher des Erwerbslosen Forums Deutschland, Martin Behrsing.

Bei der Regionaldirektion sorgte das Vorpreschen des Ministers für Irritationen. Es handele sich keinesfalls um eine "Lex Amazon”, stellte Sprecher Marquis klar. In Reinberg wurden seiner Aussage nach mehr als 400 Arbeitslose an den Internetversandhändler vermittelt. 78 Prozent davon seien eingestellt worden. In Werne sei die Übernahmequote mit 90 Prozent sogar noch höher. Dort wurden mehr als 1000 Jobsuchende vermittelt. Dem Unternehmen müsse zugestanden werden, dass es Langzeitarbeitslosen eine Chance gebe, sagte Marquis. Viele von ihnen müssten sich erst wieder auf dem Arbeitsmarkt einfinden.

Um auszuschließen, dass Beschäftigte im Weihnachtsgeschäft nur kurzfristig eingestellt und nach der von der Arbeitsagentur bezahlten Probezeit wieder entlassen werden, wurden die letzten subventionierten Stellen den Angaben zufolge Anfang Oktober vermittelt.

Eine Sprecherin von Amazon sagte, neben dem saisonalen Bedarf von 10.000 zusätzlichen Kräften würden auch langfristig Mitarbeiter für die großen Logistikzentren gesucht. So sollten in Reinberg auf lange Sicht 1.000 Arbeitsplätze entstehen.

(DAPD)
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