Mehr Bürokratie befürchtet Arbeitnehmervertreter kritisieren Börsenfusion

München (RPO). Die Fusionspläne der Deutschen Börse mit der Nyse Euronext stoßen bei Arbeitnehmervertretern des deutschen Börsenbetreibers auf Widerstand. Sie kritisieren vor allem die steigende Bürokratie. Außerdem kündigte Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) an, die geplante Fusion genau unter die Lupe zu nehmen.

"Wir werden den Vorgang sorgfältig prüfen und die Interessen des Finanzplatzes Frankfurt wahren", sagte Posch dem "Handelsblatt". Sofern im Zuge eines Fusionsvorhabens die konkrete Absicht bestehen sollte, dass die Aktien der Deutsche Börse AG durch ein drittes Unternehmen übernommen werden, wäre dieser beabsichtigte Erwerb einer "bedeutenden Beteiligung" der Börsenaufsicht anzuzeigen. Die Aufsicht über die Börse in Frankfurt am Main obliegt dem hessischen Wirtschaftsministerium.

Kritik an der geplanten Fusion gab es von den Arbeitnehmervertretern: "Wir haben völlig überrascht und mit großer Bestürzung von diesem Fusionsvorhaben erfahren. Wir haben große Vorbehalte gegen das Projekt", sagte ein Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der Deutschen Börse am Donnerstag der Online-Ausgabe von "Euro am Sonntag". Der geplante Zusammenschluss binde auf Jahre hinaus Kräfte in allen Abteilungen und sorge für noch mehr Bürokratie.

"Falscher Weg"

"Wir zweifeln daran, dass dieser Zusammenschluss wirklich Synergien bringt", zitierte die Wirtschaftszeitung den Arbeitnehmervertreter. Es genüge nicht, zwei Einheiten einfach zusammenzulegen, wenn der Wettbewerbsdruck es vielmehr erfordere, wesentlich schneller am Markt zu agieren. "Insgesamt sind wir der Ansicht, dass dies der falsche Weg ist und der Vorstand mit diesem Vorstoß ablenken will von der Erfolglosigkeit der Strategie der letzten Jahre", sagte das Aufsichtsratsmitglied.

Die Deutsche Börse und die Nyse Euronext hatten am Mittwoch ihren geplanten Zusammenschluss zur größten Aktienbörse der Welt bekanntgegeben. Nyse-Chef Duncan Niederauer soll demnach Vorstandschef werden, Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni den Verwaltungsrat führen.

Dass bereits Führungspositionen benannt worden seien, verstoße gegen alle Regeln der guten Unternehmensführung, sagte das Aufsichtsratsmitglied. Die Benennung sei Aufgabe des Aufsichtsrats. Auch seien der Aufsichtrat und die Arbeitnehmervertreter in dem Kontrollgremium bislang nicht über die Fusionsabsicht informiert worden.

(AFP)
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