ThyssenKrupp-Sparte Inoxum Arbeitnehmer brechen Verhandlungen ab

Krefeld · Die mächtige Arbeitnehmerseite von ThyssenKrupps Edelstahlsparte Inoxum hat am Samstag die Verkaufsverhandlungen mit dem finnischen Stahlkonzern Outokumpu abgebrochen. "Nach langer und harter Verhandlung gab es keine Annäherung bei allen zentralen Forderungen", erklärte Bernd Kalwa, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats.

Krefelder Stahlarbeiter demonstrieren in Bochum
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"Eine Standortgarantie für die deutschen Werke wurde kategorisch abgelehnt. Daher haben wir entschieden, die Verhandlungen zu diesem Zeitpunkt zunächst abzubrechen." Die Verhandlungslage sei extrem angespannt gewesen. "Unter diesen Bedingungen Fortschritte zu erreichen, ist sehr schwierig. Ein Scheitern ist nicht ausgeschlossen", schrieb Kalwa in einem Brief an die Mitarbeiter.

ThyssenKrupp sucht einen Käufer für seine defizitäre Edelstahlsparte. 11.000 Mitarbeiter sind bei Inoxum beschäftigt, davon rund 4000 in Deutschland. Der größte Teil davon, 2100 Arbeitnehmer, arbeiten im Krefelder Edelstahlwerk. Daneben unterhält Inoxum auch Werke in Düsseldorf und Bochum. Der finnische Stahlkonzern Outokumpu würde die Edelstahltochter kaufen.

"Alarmstufe rot"

Damit dürfte auch Bewegung in die seit langem erwartete Konsolidierung der konjunkturabhängigen Branche kommen, die auch unter Überkapazitäten leidet. Outokumpu möchte aber wichtige Werksteile, die so genannte Flüssigphase, schließen. Die Gewerkschaft IG Metall befürchtet, dass dadurch je 500 Mitarbeiter in Krefeld und Bochum ihre Arbeitsplätze verlieren. Letztlich seien sogar beide Werke insgesamt bedroht. Es herrsche "Alarmstufe rot".

Vor dem Verkauf hatte ThyssenKrupp der Arbeitnehmerseite vertraglich umfangreiche Garantien gegeben, dazu gehörte auch der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und der Erhalt der Standorte. "Wir sind bereit, die Gespräche am Montag wieder aufzunehmen", sagte Markus Grolms vom Vorstand der IG Metall. "Das setzt aber voraus, dass wir endlich über harte Zusagen verhandeln können. Das heißt Tarifverträge ohne Wenn und Aber."

Für Dienstag hat ThyssenKrupp bereits eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung anberaumt. Damit könnte es im Kontrollorgan des Konzerns zur Kampfabstimmung kommen - entscheiden würde dann dann die Doppelstimme von Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. Boxt die Kapitalseite jedoch die Verkaufspläne gegen alle Widerstände durch, droht ein offener Konflikt mit den Beschäftigten, hieß es in Kreisen der Arbeitnehmervertreter.

Bernd Kalwa, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, appellierte in Bochum bereits an den Konzernpatriarchen Berthold Beitz. Der Cromme-Vertraute müsse sicherstellen, dass ThyssenKrupp sich auch bei einem neuen Edelstahlkonzern engagiere. "Unsere Forderungen liegen lange genug auf dem Tisch", sagte Kalwa. "ThyssenKrupp und Outokumpu wurden aufgefordert, jetzt endlich ernst gemeinte Antworten zu geben."

(RP/jre)
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