Arbeiten in der Region Wer Bewerber will, muss schnell sein

Ratingen · Das Ratinger St. Marien-Krankenhaus setzt bei Stellenausschreibungen verstärkt auf Social Media. Trotzdem wird es zunehmend schwieriger, Personal zu finden.

Das Krankenhaus sucht neues Persoinal unter anderem auf Facebook.

Das Krankenhaus sucht neues Persoinal unter anderem auf Facebook.

Foto: Achim Blazy (abz)

Fachkräfte sind begehrt, aber nicht leicht zu finden. Arbeitgeber, die ihr Team bestmöglich besetzen möchten, müssen sich etwas einfallen lassen. Besonders Stellen in der Kranken- und Altenpflege stehen bei den Bewerbern längst nicht mehr ganz oben auf der Wunschliste. Das St. Marien-Krankenhaus in Ratingen geht deshalb neue Wege – es flankiert die Bewerbersuche auf herkömmlichen Kanälen verstärkt in Sozialen Medien. Krankenhaussprecherin Martina Hachenberg verrät, worauf es ankommt.

Welche Kanäle nutzen Sie für die Stellenausschreibungen, und warum?

Martina Hachenberg Seit 2020 nutzen wir eine E-Recruiting Software, mit der sich Bewerber direkt und unkompliziert – oft auch ohne Anschreiben – mit ein paar Klicks bei uns bewerben können. Dieses Bewerber-Management-Tool ist auf unserer Homepage eingebunden, darüber werden unsere Stellenanzeigen auch automatisch bei verschiedenen Jobbörsen und bei der Arbeitsagentur ausgespielt. Der Bewerber erhält gleichzeitig mit den Verantwortlichen bei uns im Haus die Bestätigung, dass die Bewerbung eingegangen ist und in der Regel auch innerhalb von zwei Tagen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch oder zumindest eine persönliche Rückmeldung.

2020 waren wir mit diesem System noch ein Vorreiter im Gesundheitswesen, mittlerweile sind solche Systeme aus dem Bewerberprozess nicht mehr wegzudenken. Zudem nutzen wir unseren Facebook- und Instagram-Kanal neben unseren regelmäßigen Posts und Stories auch für unsere Stellenausschreibungen. Hier veröffentlichen wir zum einen die Stellenausschreibung als „normalen“ Post oder Story, jeweils natürlich mit der Möglichkeit, sich direkt zu bewerben. Aber wir schalten auch bezahlte Anzeigen auf Facebook und Instagram mit einer Laufzeit von mehreren Tagen oder Wochen.

Außerdem veröffentlichen wir unsere Stellenanzeigen über LinkedIn und XING. Hier können sie auch von unseren Mitarbeitenden, die ebenfalls auf diesen Plattformen sind, über deren Profile geteilt werden.

Der Vorteil von Stellenanzeigen in den Sozialen Medien ist die große Reichweite. Die Posts werden vielfach geteilt und in ortsnahen Gruppen veröffentlicht, nicht nur von uns selbst.

Positiv ist hier auch, dass wir die Möglichkeit zur persönlichen Ansprache haben. Wir können direkt in den Austausch gehen und holen die Leute auf den für sie interessanten Plattformen ab. Das ist bei jüngeren eher Instagram, aber gerade die Reichweite auf Facebook ist nicht zu unterschätzen. Und jeder Beitrag kann geteilt werden.

Und schließlich gibt der Auftritt in den Sozialen Medien ja auch Einblick ins Unternehmen. Wer uns folgt, kennt uns also schon und bewirbt sich nicht bei einem völlig fremden Unternehmen.

Mit den bezahlten Anzeigen erreichen wir eine große Zielgruppe und das zu einem vergleichsweise niedrigen Preis. Zudem bleiben wir durch die Wiederholungsrate wochenlang im Gespräch.

Wer betreut das in Ihrem Haus?

Hachenberg Die Betreuung der Social-Media-Kanäle liegt bei der Unternehmenskommunikation. Die Stellenausschreibungen erfolgen dann immer in Abstimmung mit der Personalabteilung oder den Ausbildungskoordinatorinnen.

Auf was müssen Sie besonders achten?

Hachenberg Die Schnelligkeit der Sozialen Medien ist hier auch die Herausforderung: Wir müssen im Blick haben, wo unsere Posts weiter veröffentlicht oder geteilt werden und hier auch auf Kommentare achten. Da muss man manchmal schnell reagieren. Ein Post darf nicht einfach „unbeaufsichtigt“ im Netz stehen.

Wie wird das von Bewerbern genutzt?

Hachenberg Die Klickzahlen sowohl für Posts als auch für bezahlten Anzeigen sind meist sehr hoch – da sind wir zufrieden. Die tatsächlichen Bewerbungen darauf entsprechen jedoch der Marktlage. Und die ist im Moment leider nicht gut. Das heißt, die Stellenausschreibungen werden durchaus wahrgenommen, der Schritt, sich dann tatsächlich zu bewerben, ist dann eher schwer. Unabhängig von Stellenausschreibungen haben wir aber immer wieder direkte Anfragen nach Stellen in unseren sozialen Profilen, meist über den Messenger. Dort können wir dann auch persönlich antworten.

Ist die Zahl der Bewerber gestiegen?

Hachenberg Leider nicht. Seit Beginn der Pandemie ist die Zahl der Bewerber stetig gesunken. Viele sind aus der Pflege abgewandert, aber wir wissen nicht, wohin. Auch bei den Auszubildenden ist das Hoch nach der Einführung der generalistischen Ausbildung verpufft. Dafür haben wir hier vermehrt auch Studienabbrecher, die sich dann doch für eine Ausbildung entscheiden.

Wie schwer ist es aktuell, Personal zu finden?

Hachenberg Sehr schwer. Aber da ziehen wir mit allen Mitstreitern am gleichen Strang.

Welche Karrierechancen haben Bewerber?

Hachenberg Die Karrierechancen sind sehr gut. Wir bieten zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten und Fachweiterbildungen an. Arbeiten in der Pflege eröffnet eine vielfältige Handlungslandschaft, hier gibt es unglaublich viele Entfaltungsmöglichkeiten in den verschiedenen Fachbereichen, je nach Interesse. Gerade bei den Auszubildenden sind die Übernahmechancen extrem gut. Es gibt einige Mitarbeitende bei uns, die als Auszubildende angefangen haben und heute eine Leitungs- oder Führungsposition haben.

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