Apple hatte im dritten Geschäftsquartal 26 Millionen iPhones verkaufen können. Eigentlich ein gutes Ergebnis. Doch die Börsianer waren von ganz anderen Größenordnungen ausgegangen — nämlich von 28 Millionen verkauften Geräten. Auch beim iPod lief es nicht so gut. Und so straften die Anleger das Unternehmen ab, die Aktie verlor satte fünf Prozent.

Es ist der Fluch des Erfolges, der auf Apple lastet. Denn alles, was das Unternehmen bislang angepackt hatte, wurde quasi vergoldet. Ein Verkaufserfolg nach dem nächsten, selbst nach dem Tod von Apple-Ikone Steve Jobs. Dementsprechend erwarten auch die Börsianer massive Erfolge. Denn bislang hatte Apple eben alle Erwartungen übertroffen, wenn es um seine Verkäufe ging. Kommt es einmal anders, ist die Enttäuschung groß.

Probleme mit dem Europa-Geschäft

Doch wirtschaftliche und andere Faktoren machen sich eben auch bei einem Unternehmen wie Apple bemerkbar. Da sind zum einen die Hoffnungen, dass bald das iPhone 5 auf den Markt kommt. Und darauf warten offenbar viele Apple-Fans. Denn zuvor waren sie vor allem in Europa aus einem Grund zurückhaltend beim Kauf: wegen der Euro-Krise.

"Europa lief nicht so gut", hatte Apple-Chef Tim Cook auch eingeräumt. Zwar stieg auch dort der Umsatz — um 16 Prozent, aber es ist eben doch zu wenig, wenn man Aplle heißt und Anleger und Fans erfolgsverwöhnt sind. Schließlich musste das Unternehmen diesmal auch erst zum zweiten Mal negative Nachrichten verkünden. Negativ im Sinne der Erwartungen.

Denn insgesamt hat Apple doch kräftig zugelegt, der Umsatz stieg um 23 Prozent auf 35,0 Milliarden Dollar, der Gewinn lag 21 Prozent über dem Vorjahreszeitraum und die Aktie selbst hat seit Jahresbeginn um rund 50 Prozent zugelegt. Und so wird es wohl auch in Zukunft sein, gerade dann, wenn das neue iPhone auf den Markt kommt.

Mancher Apple-Fan, der sich beim jetzigen Gerät zurückgehalten hat, dürfte dann vermutlich zugreifen. Denn die Marke Apple steht in den letzten Jahren vor allem für eines: Erfolg, klingende Kassen und Fans, die es kaum erwarten können, das neueste Gerät in den Händen zu halten.

Alle warten auf das iPhone5

Auch wenn die Börsianer von den jetzigen Ergebnissen enttäuscht sind, für Apple mag das vielleicht gar nicht das Schlechteste sein. Denn nach einem Höhenflug nach dem nächsten wird das Unternehmen und seine Anleger auf den Boden der realwirtschaftlichen Tatsachen zurückgeholt — und im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen auf eine sehr sanfte Art und Weise. Das Geldpolster des Kultunternehmens jedenfalls ist mehr als weich.

Und so sehen auch Analysten bei Apple kein dunklen Wolken aufkommen, auch wenn sich jetzt mancher enttäuscht zeigt. Sie wissen, dass es dem Unternehmen noch immer besser geht als vielen anderen in der Branche."Wir sind immer noch sehr optimistisch, dass Apple ein starkes Weihnachtsgeschäft hinlegen wird mit möglicherweise einem neuen iPad oder iPhone", sagt etwa James D. Ragan, Analyst bei Crowell, Weedon & Co., der "Ls Angeles Times". "Vielleicht gibt es jetzt eine kleine Pause bei den Verkaufszahlen, aber später in diesem Jahr wird es wieder ein stärkeres Wachstum geben."

"Das iPhone hatte zwei Quartale mit gigantischen Umsätzen und nun zwei schwächere, in denen die Kunden geduldig auf das neue Modell warteten", sagt auch Rob Cihra, Analyst bei Evercore Partners, der "New York Times". "Es wäre weitaus beunruhigender, wenn die Kunden nicht so viel Begeisterung für Apples nächsten Schritt hätten", so Cihra weiter. "Das ist der Preis, wenn man ein unglaublich beliebtes Konsumprodukt hat."

mit Agenturmaterial