Zusatzbeiträge für Versicherte rücken näher AOK setzt Hausärzte unter Druck

Düsseldorf (RP). Die Hausärzte in Nordrhein wollen ihr Honorar für Kassenpatienten mehr als verdoppeln. Das ist ohne Zusatzbeitrag der Versicherten kaum zu machen.

So teuer sind Krankenkassen seit 2009
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Foto: ddp

Die AOK Rheinland-Hamburg warnt vor Kostenexplosion bei den Hausärzten. "Wir sind in das neue Jahr ohne Zusatzbeitrag gegangen. Das werden wir 2010 auch durchhalten, wenn es nicht zu extrem teuren Hausarztverträgen kommt”, sagte AOK-Chef Wilfried Jacobs unserer Redaktion.

Der Hausärzte-Verband liegt in Nordrhein seit langem mit den Kassen im Clinch. Er will mit den Kassen unter Umgehung der Kassenärztlichen Vereinigung einen Vertrag schließen, der den Hausärzten mehr als doppelt so viel Honorar zugesteht wie bislang. Sie wollen wie ihre bayerischen Kollegen 85 Euro je Patient und Quartal durchsetzen. Bislang erhalten Hausärzte in Nordrhein 31 Euro plus eventuell Sonderleistungen.

Patienten, die sich in einen Hausarzt-Vertrag einschreiben, müssen sich auf einen Hausarzt verpflichten. "Unnötige Arztbesuche fallen damit weg. Dadurch haben wir weniger Patienten und mehr Zeit für den einzelnen”, verteidigt Dirk Mecking, Chef des Hausärzteverbandes Nordrhein, seine Forderung. Zudem drängt er darauf, Patienten die Praxisgebühr zu ersparen.

"Prinzipiell ist es sinnvoll, die hausärztliche Versorgung zu stärken, doch hierbei darf es nicht nur um mehr Geld für die Ärzte gehen, sondern auch um echte erkennbare Vorteile für die Patienten”, sagte AOK-Chef Jacobs. Die Kassen rechnen vor, dass die Erfüllung der Hausärzte-Forderungen die Versicherten im Rheinland 400 Millionen Euro zusätzlich im Jahr kostet.

Da das Sozialgesetzbuch V den Kassen aber vorschreibt, dass sie Hausarztverträge schließen müssen, ist der Streit im Schiedsverfahren gelandet. Am Montag berät das Schiedsamt für NRW unter dem früheren Staatssekretär Gerald Weiß (CDU) über den Fall.

Während die AOK Zusatzbeiträge zu vermeiden hofft, bereiten die DAK und einige Betriebskrankenkassen derzeit Zusatzbeiträge vor. Sie dürfen von den Versicherten bis zu acht Euro im Monat ohne Einkommensprüfung nehmen. "Die Vier-Milliarden-Lücke im Gesundheitssystem wird dazu führen, dass die Mehrheit der Krankenkassen diesen Zusatzbeitrag noch in diesem Jahr erheben müssen”, sagte die Chefin der Barmer GEK, Birgit Fischer, unserer Zeitung. Für ihre Kasse betonte sie: "Wir sind froh, dass wir im Augenblick nicht darüber reden müssen.”

Beim Bundesversicherungsamt liegen derzeit Anträge von drei Kassen, die sich den Zusatzbeitrag genehmigen lassen wollen. In Kassenkreisen wird damit gerechnet, dass in der ersten Runde rund zwölf Millionen Versicherte von dem Zusatzbeitrag betroffen sein werden. Bislang erhebt nur die kleine Gemeinsame Betriebskrankenkasse Köln (GBK) den Zusatzbeitrag von acht Euro.

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