Kosmetik-Frau im Aufsichtsrat Andrea Jung sorgt für Unruhe bei Daimler

Berlin · Die amerikanische Managerin Andrea Jung hat im Bereich Kosmetik beachtliche Meriten vorzuweisen. Nun ist die frühere Avon-Chefin als fünfte Frau in den Daimler-Aufsichtsrat eingezogen. Die Aktionäre tun sich schwer.

 Andrea Jung (54) bringt ganz eigene Erfahrungen in den Daimler-Aufsichtsrat ein.

Andrea Jung (54) bringt ganz eigene Erfahrungen in den Daimler-Aufsichtsrat ein.

Foto: dpa, htf fdt cul

Andrea Jung wurde am vergangenen Mittwoch auf der Hauptversammlung des Autobauers in Berlin für fünf Jahre in das Kontrollgremium gewählt. Sie ist damit die fünfte Frau in dem Gremium, zusammen mit der Bremer Betriebsrätin Elke Tönjes-Werner, der IG-Metall-Juristin Sabine Maaßen, der früheren Nestlé-Managerin Petraea Heynike und der ehemaligen Nokia-Managerin Sari Baldauf.

Doch Jung sticht hervor. In den Reihen der Aktionären machte sich nach der Entscheidung Unmut breit. Manch einer vermisste bei der Kandidatin Sachverstand. Fondsmanager Marco Scherer lästerte über eine "kosmetische Erhöhung des Frauenanteils" im Dienste der Quote.

Eine Erfolgsgeschichte

Ob Jung eine reine Quotenfrau ist, wird sich noch zeigen müssen. Sie hat eine beachtliche Vita vorzuweisen, wenngleich auch nicht in der Autobranche. Als Aufsichtsrätin hat sie Erfahrungen. Sie saß auch schon bei Welt-Konzernen wie Apple oder General Electric in dem Spitzen-Gremium.

Wirtschaftliche Kompetenz werden auch Kritiker ihr nicht absprechen können. Mit Innovationskraft und großer Disziplin führte sie den bis dato glanzlosen Kosmektik-Konzern Avon zurück in die Spitze der Branche. Internationalen Fach-Zeitschriften wählten sie daraufhin in die Liste der mächtigsten Managerinnen. Ihr Ausscheiden geriet jedoch wenig glanzvoll. Ihre Erfolge bei Avon rissen ab, 2012 musste sie den Posten räumen und dafür einiges an Häme einstecken. Das Wirtschaftsmagazin "Bloomberg Businessweek" katapultierte sie prompt in die Top Five der "schlechtesten Vorstandsvorsitzenden des Jahres 2012".

Dennoch kann sie durch ihre Vergangenheit zahlreichen Kontakte in die Spitzen der amerikanischen Wirtschaft und Politik vorweisen, von denen Daimler durchaus profitieren könnte.

Strenge Erziehung

Andrea Jung wuchs als Tochter chinesischer Einwanderer im amerikanischen Massachusetts auf. Es heißt, sie wurde mit Hilfe der typischen Tugenden strenger asiatischer Erziehung großgezogen so wie sie zuletzt "Tiger-Mom" und Bestseller-Autorin Amy Chua verkörperte. Anerkennung gab es nur, wenn die Leistung stimmte, ist über ihre Kindheit zu lesen. Sie hielt dem Stand. Jung studierte Literaturwissenschaft in Princeton und schloss 1979 mit Auszeichnung ab.

Nun heißt es, sie bringe womöglich genau die Eigenschaften mit, die Daimler zurück zum Erfolg verhelfen könnten. Der Autobauer hat seit Jahren vor allem in den USA mit einem altbackenen Image zu kämpfen. Genauso wie früher der Kosmetik-Konzern Avon.

(pst)
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