Protest gegen Arbeitsbedingungen an sieben Standorten Amazon-Mitarbeiter zu Rabattaktion „Prime Day“ im Streik

Berlin · An sieben Standorten des Online-Händlers Amazon streiken am Montag die Mitarbeiter. Anlass ist der sogenannte „Prime Day“. Das Unternehmen verweist auf eine bevorstehende Lohnerhöhung. Gestreikt wird auch in Rheinberg und Werne.

Ein Mitarbeiter von Amazon steht mit einer Verdi-Warnweste mit dem Slogan „Für bessere Tarife“ darauf vor dem Amazon-Logistik-Zentrum in Werne.

Ein Mitarbeiter von Amazon steht mit einer Verdi-Warnweste mit dem Slogan „Für bessere Tarife“ darauf vor dem Amazon-Logistik-Zentrum in Werne.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Beim Online-Händler Amazon sind am Montag zu Beginn der Rabattaktion „Prime Day“ Mitarbeiter in den Streik getreten. Im hessischen Bad Hersfeld etwa beteiligten sich am Morgen nach Angaben der Gewerkschaft Verdi 200 bis 300 Beschäftigte am Streik; im Laufe des Tages und über verschiedene Schichten „rechne ich mit 550“, sagte Verdi-Streikleiterin Mechthild Middeke der Nachrichtenagentur AFP. Aufgerufen zum Streik bis Mittwoch hat die Gewerkschaft an sieben Amazon-Standorten.

Amazon mache an den Aktionstagen Milliardenumsätze, „den Kundenansturm müssen die Beschäftigten in den Versandzentren bewältigen und bekommen für die zusätzlich verschärfte Arbeitsbelastung keinen Cent mehr“, kritisierte Orhan Akman von Verdi am Sonntag. Aufgerufen zum Streik hat Verdi in Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld, Koblenz und Graben.

Amazon erklärte, der Konzern erwarte keine Auswirkungen auf die Kundinnen und Kunden. Amazon biete bereits „eine exzellente Bezahlung, exzellente Zusatzleistungen und exzellente Karrierechancen – und das alles in einer sicheren, modernen Arbeitsumgebung“. Ein Sprecher verwies darauf, dass die Einstiegslöhne für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im deutschen Logistiknetzwerk ab Juli auf umgerechnet mindestens zwölf Euro brutto pro Stunde steigen würden. Zudem zahle Amazon eine Sondervergütung für Überstunden, eine Lebens- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung sowie Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge.

Verdi nannte die angekündigte Erhöhung der Einstiegsgehälter auf zwölf Euro pro Stunde am Sonntag „zynisch und fern von Anerkennung und Respekt“. Amazon benehme sich „wie ein Gutsherr“, der bei guter Laune „ein paar Wohltaten für seine Tagelöhner übrig hat“. Von der Bundesregierung fordert die Gewerkschaft, den Weg zu einer Allgemeinverbindlichkeit der tarifvertraglichen Bestimmungen zu erleichtern, sodass alle Unternehmen der jeweiligen Branche daran gebunden sind.

Verdi kämpft seit Jahren dafür, dass die Amazon-Beschäftigten einen Tarifvertrag bekommen und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Amazon argumentiert stets, das Unternehmen sei auch ohne Tarifvertrag „ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber“ und zahle am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich sei.

(c-st/AFP)
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