Hartmut Mehdorn ein Jahr Chef des Pannenflughafens "Am Ende wird BER ein preiswerter Airport sein"

Berlin · Hartmut Mehdorn ist ein Mann mit Ecken und Kanten. Am Pannen-Flughafen "BER" hat er noch nichts Greifbares vorzuweisen. Die entscheidenden Monate kommen jetzt. Mehdorn trägt seit genau einem Jahr in Berlin die Verantwortung. Eine Bilanz.

Hartmut Mehdorn - Manager mit Ecken und Kanten
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Noch hat Hartmut Mehdorn zwei Jahre Zeit. So lange ist er Chef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg. Die Zeit läuft dem ehemaligen Bahn-Boss nicht weg, Kritiker aber nörgeln, dass er als Chef des Pannen-Flughafens "BER" keine Erfolge vorzuweisen hat. Seinem Ziel, den unfertigen Flughafen endlich in Betrieb zu nehmen, ist der 71-Jährige vielleicht schon ein Stück näher gekommen. Nach außen sichtbar wird das nicht.

Mehdorn ist Dauer-Gegenwind aus seiner Zeit beim Staatskonzern Deutsche Bahn gewohnt und bekannt für seine klaren Worte - insofern erschien er vielen als die richtige Wahl an der Spitze des skandalträchtigen Projekts in Berlin. Mehrfach wurde der Eröffnungstermin des neuen Berliner Großstadtflughafens verschoben, mehrfach wurden technische Mängel, insbesondere an der Brandschutzanlage, laut. "BER" geriet für Berlin, das Land Brandenburg, für Deutschland zu einem PR-Gau.

"Wir haben alles im Griff"

In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" erklärte Mehdorn, dass die Verantwortlichen das Projekt im Griff hätten. Ihm sei wichtig, dass "wir alle technischen Probleme gelöst haben, gerade die mit dem Brandschutz".

Auf die Frage, ob der Flughafen bis zu seinem Vertragsende 2016 eröffnet wird, sagte er: "ich werde den BER ans Netz bringen. So viel Zeit haben wir, da können sie sicher sein." Mehdorn soll Vertrauen schaffen. Vielleicht ist das auch seine wichtigste Aufgabe, wenn er nun Sätze wie diese sagt: "Wir haben ehrgeizige Ziele und eine klare Terminplanung." Spätestens im kommenden, vielleicht schon in diesem Jahr werde das Bauende erreicht.

Einer der größten Kritikpunkte - wie bei vielen Großprojekten - sind die ausufernden Kosten. "Wir haben ein genaues Bild davon, wie viel Geld wir bis zur Inbetriebnahme des Flughafens und darüber hinaus benötigen." Und Mehdorn kam zu dem etwas überraschenden Schluss, dass der Flughafen "im internationalen Vergleich ein preiswerter Airport sein" wird.

Mehdorn präsentiert neuen Finanzplan

Vielleicht konnte Mehdorn einiges bewegen, doch einen verlässlichen Eröffnungstermin gibt es noch immer nicht. Und das ist letztlich das, was alle interessiert: die Fluggesellschaften, die Regierungen in Berlin und Brandenburg, die Gemeinde Schönefeld und die Unternehmen, die im Flughafengebäude und ringsherum Geschäfte machen wollen.

Am 11. Apirl steht die nächste Aufsichtsratssitzung an. Der "BER"-Chef will dann einen neuen Finanzplan präsentieren. Der noch gültige ist anderthalb Jahre alt und kalkuliert das Projekt mit 4,3 Milliarden Euro. Mehdorn erwartet, dass die Kosten auf "etwas über fünf" Milliarden Euro steigen werden - wobei der Flughafen auch größer geworden ist als anfangs geplant.

Als Bahnchef erkämpfte er Sanierungserfolge und wurde zum Buhmann für ein Heer von Kritikern. Dann kam ein Rettungseinsatz bei Air Berlin. Im Alter von 71 Jahren steckt Hartmut Mehdorn in seiner wohl schwersten Aufgabe: Er soll das bislang missglückte Projekt Hauptstadtflughafen doch noch vollenden, ihn möglichst bald in Betrieb nehmen.

Ex-Bahn-Boss ist eine Reizfigur

Mehdorn ist eine Reizfigur, weil er zwar als durchsetzungsstark gilt, aber auch zu schnellen Entscheidungen neigt und dabei wichtige Beteiligte nicht immer einbindet. Das zeigte sich etwa bei seinen Vorschlägen, den Flughafen Tegel dauerhaft weiterzubetreiben oder erst einmal einen Seitenflügel des neuen Airports zu eröffnen.

Mehdorns Erbe beim bundeseigenen Bahnkonzern ist nicht vergessen, auch wenn sein Abschied von dort schon fünf Jahre zurückliegt. Er stürzte damals über eine Affäre um Massenkontrollen von Mitarbeiterdaten. Von Kanzler Gerhard Schröder 1999 von Heidelberger Druck geholt, trimmte Mehdorn die einstige Behörde über zehn Jahre auf eine ehrgeizige neue Strategie. Aus der nationalen Bahn wurde ein globaler Transporteur auch in der Luft, auf der Straße und zur See.

Ohne die Pleite der US-Bank Lehman Brothers wäre ein Viertel der Bahn 2008 an Privatinvestoren gegangen. Geblieben ist die Schar der Kritiker, die ihm wegen des damals geplanten Börsengangs einen zu scharfen Sparkurs vorwarfen, deren Spätfolgen der Bahn noch heute zu schaffen machten.

Mehdorns alte Leidenschaft ist die Luftfahrt. Insofern passt es, dass er sich nach seiner Bahnzeit bei Air Berlin und seit März 2013 bei der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg engagiert. Hier wird er am Ende wieder als Buhmann dastehen oder als der Mann, der den Krisenflughafen endlich in den Griff bekam.

(rpo)
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