Jetzt offiziell Am 27. Oktober geht die Bahn an die Börse

Berlin (RPO). Die Deutsche Bahn geht an die Börse. Trotz der weltweiten Finanzmarktkrise hat der Konzern den Börsengang für den 27. Oktober angekündigt. Die Finanzkrise könnte den Erlös auf eine Summe unter fünf Milliarden Euro drücken.

 Die Deutsche Bahn will am 27. Oktober an die Börse gehen.

Die Deutsche Bahn will am 27. Oktober an die Börse gehen.

Foto: AP

Teilprivatisiert wird die Mobilitäts- und Logistiktochter DB Mobility Logistics AG (DB ML). Die Tochter ist für den Personenverkehr und andere Logistik-Bereiche des Bahn-Konzerns zuständig. Die Infrastruktur bleibt zu 100 Prozent im Besitz des Bundes.

24,9 Prozent der Aktien der DB ML sollen in Deutschland privaten und institutionellen Investoren öffentlich und außerhalb Deutschlands im Rahmen einer Privatplatzierung institutionellen Anlegern zur Zeichnung angeboten werden.

Die Aktien der DB ML sollen im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse notiert werden. Der Beginn der Zeichnungsphase für Privatanleger in Deutschland sei für den 13. Oktober geplant.

"Trotz der angespannten Situation an den internationalen Finanzmärkten gehen wir zuversichtlich in die heiße Phase des Börsengangs, denn aus unseren bisherigen Gesprächen mit Investoren haben wir eine Vielzahl erfreulicher Rückmeldungen erhalten", erklärte Vorstandschef Hartmut Mehdorn.

Der aus der Kapitalerhöhung stammende Teil der Erlöse des geplanten Börsengangs solle vor allem für das geplante weitere organische und externe Wachstum des DB ML-Konzerns verwendet werden. Die Erlöse sollen nach bisherigen Plänen zu je einem Drittel der Kapitalerhöhung, dem Staatshaushalt und der Schieneninfrastruktur in Form eines Investitionsprogramms des Verkehrsministeriums zugute kommen.

Erlösspanne auf 4,7 bis 5,3 Milliarden taxiert

Die zwölf Banken, die den Teilbörsengang von DB ML begleiten, wollen einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD zufolge am Wochenende ihre Analysen vorlegen. Nach Informationen des Blattes werden die zum Verkauf stehenden 24,9 Prozent zumeist in einer Spanne von 4,7 bis 5,3 Milliarden Euro taxiert. Für Mehdorn und die Bahnführung bedeutet der Mittelwert von fünf Milliarden eine knappe Punktlandung. Insgesamt wäre Europas größter Bahn- und Logistikkonzern demnach rund 20 Milliarden Euro wert. Der Jahresumsatz der entsprechenden Bahntöchter bewegt sich derzeit um die 30 Milliarden.

Damit liegt erstmals eine belastbare Konzernbewertung vor, mit der von der kommenden Woche an die potenziellen Investoren angesprochen werden sollen. "Als problematisch kann sich aber der Discount erweisen", zitierte das Blatt einen Analysten. Dieser Abschlag für Großinvestoren beträgt in stabilen Kapitalmarkt-Zeiten fünf bis zehn Prozent. Angesichts der Risiken auf den Märkten drohe der Bahn aber ein Abschlag von zehn bis 20 Prozent.

Das würde Einnahmen in Höhe von 4 bis 4,5 Milliarden Euro bedeuten. Zwar haben weder der zuständige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück noch die DB-Führung bislang eine Untergrenze festgelegt, bei der die Teilprivatisierung gestoppt wird. Der Eigentümer Bundesregierung fürchtet aber bei zu geringen Emissionserlösen eine heftige öffentliche Diskussion. Als Beispiel für einen unglücklichen Börsengang wurde in jüngster Zeit in diesem Zusammenhang Air Berlin genannt, bei dem die anfängliche Bewertung zu einer Verschiebung geführt hatte.

Uwe Beckmeyer, der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, gab zu bedenken, dass bei einer Summe deutlich unter den Erwartungen "die Wähler zu Recht kritisch fragen", zitierte ihn die FTD. "Wir wollen den Börsengang in diesem Jahr, wir dürfen die Bahn aber nicht verscherbeln", sagte Steffen Kampeter, haushaltspolitischer Sprecher der Unionsfraktion.

Bahn wirbt mit Anzeigen für Börsengang

Unterdessen warb die Bahn am Freitag mit vierseitigen Beilagen in zahlreichen Tageszeitungen für den Börsengang und trat Kritik an dem Vorhaben entgegen. Deutschlands Bürger profitieren laut dem Unternehmen vom Börsengang unter anderem "durch eine bessere Bahn-Infrastruktur".

Schließlich wolle die Bundesregierung ein Drittel der Erlöse in den Ausbau des weiterhin bundeseigenen Streckennetzes, in Lärmschutz und die Sanierung von Bahnhöfen investieren. Außerdem werde es "mehr und bessere internationale Verbindungen geben". Zudem sei es "schlichtweg Unsinn", dass die Bahn Strecken stilllegen wolle, betonte Mehdorn.

(ap)
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