Absturz der Facebook-Aktie Alleingang des Finanzchefs endet im Fiasko

New York · Es sollte der größte Börsengang eines Technologiekonzerns in den USA werden – für Facebook endete der Start auf das Parkett in einem Fiasko. Kurz vor der Erstemmission am vergangenen Freitag spülte das soziale Netzwerk den Markt mit 25 Prozent mehr Aktien. Ein Fehler, der offenbar im Alleingang des Finanzchefs entschieden worden war.

Facebook in Zahlen
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Foto: afp, Ed Jones

Es sollte der größte Börsengang eines Technologiekonzerns in den USA werden — für Facebook endete der Start auf das Parkett in einem Fiasko. Kurz vor der Erstemmission am vergangenen Freitag spülte das soziale Netzwerk den Markt mit 25 Prozent mehr Aktien. Ein Fehler, der offenbar im Alleingang des Finanzchefs entschieden worden war.

Die negativen Schlagzeilen für Facebook reißen nicht ab: Technische Probleme beim Börsenstart, Auftragsänderungen und -stornierungen, Aktieneinbruch, Wechsel der Börse und nun auch noch das: Finanzchef David Ebersman hatte vor dem Börsengang die Aufstockung der auszugebenden Aktien um 25 Prozent beschlossen. Offenbar im Alleingang. Das meldet das Finanzblatt "Wallstreet Journal" in seiner Onlineausgabe.

Experten gehen davon aus, dass dies der entscheidende Grund für den Absturz des Aktienkurses innerhalb weniger Tage war. Am Montag und Dienstag brach die Aktie um 18 Prozent gegenüber dem Ausgabekurs von 38 Dollar ein. Erst am Mittwoch stoppte der freie Fall und das Papier erholte sich bis Börsenschluss um drei Prozent auf 32 Dollar.

Anzahl der Aktien erhöht

Finanzchef Ebersmann habe einen starken Einfluss auf alle wichtigen Entscheidungen während des Börsenganges gehabt und "nicht die Bankiers konsultiert, wie es viele Unternehmen machen", berichtete das Finanzblatt weiter. Noch kurz vor dem Börsengang hatte Facebook sowohl den Ausgabepreis als auch die Zahl der angebotenen Aktien deutlich erhöht.

Die Entscheidung des Finanzchefs, die Zahl der Anteilsscheine zu erhöhen, könne den Börsengang "zum Scheitern verurteilt" haben, berichtete die Finanzzeitung unter Berufung auf rund ein Dutzend Interviewpartner, die an dem Prozess beteiligt gewesen seien.

Morgan Stanley mittendrin

Wichtigster Vertrauter von Ebersman sei Michael Grimes gewesen, der bei der beim Börsengang federführenden Bank Morgan Stanley für die Technologiesparte zuständige Co-Direktor für Bankgeschäfte.

Dieser habe Ebersman versichert, dass die Nachfrage stark sei, was letztendlich nicht der Fall gewesen sei. "Dieser Börsengang war das Werk von Ebersman und Grimes", zitierte das "Wall Street Journal" eine mit den Vorgängen vertraute Person. Als ein Grund für den Absturz galt, dass Facebook und die beteiligten Banken die Nachfrage offenbar überschätzt hatten.

Zudem sollen Medienberichten zufolge die mit dem Börsengang betrauten Banken kurz vor dem Wall-Street-Debüt von Facebook am Freitag ihre Gewinnprognosen für das Unternehmen gesenkt, darüber aber nur wenige ausgewählte Kunden informiert haben.

Wechsel der Börse

Derweil denkt Facebook nach Informationen mehrerer US-Medien darüber nach, die Börse zu wechseln. Das soziale Netzwerk könnte demnach von der rein computergestützt arbeitenden Nasdaq zur traditionsreichen New York Stock Exchange überlaufen, die auch noch einen Parketthandel besitzt. Hier nehmen Menschen die Order entgegen.

Die Technologiebörse Nasdaq muss sich wegen der technischen Probleme bei dem Börsengang auf ein juristisches Nachspiel gefasst machen. Manche Investoren konnten auch Stunden später nicht erkennen, ob ihre Order nun erfolgreich war oder nicht. Die Nasdaq hat sich deswegen bereits eine Klage eingehandelt.

(AFP/rtr/dpa)
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