Überangebot auf dem Markt Aldi senkt Preise für Milch und Fleisch

Mülheim/Essen · Wegen des Überangebots auf dem Milch- und Fleischmarkt senkt der Discounter Aldi die Preise. Der Milchpreis sinkt pro Liter um zehn Cent. Aber auch andere Molkereiprodukte und Fleisch werden spürbar billiger.

Zehn ungewöhnliche Fakten zu Milch
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Foto: dpa, Sebastian Kahnert

Milch und weitere Grundnahrungsmittel werden billiger. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd läuteten am Montag eine Preissenkungsrunde im Handel ein. Sie senkten die Preise für Frischmilch und H-Milch um jeweils zehn Cent je Liter. Auch bei einer Reihe von Molkereiprodukten wie Quark, Sahne und Kondensmilch sowie Fleischwaren wie Hackfleisch setzen die beiden Schwesterunternehmen den Rotstift an. Aldi-Konkurrenten künfigten an, nachziehen zu wollen. Landwirte betrachten die Preisentwicklung mit großer Sorge. Außerdem übten Tier- und Umweltschützer heftige Kritik an den zum Teil prozentual zweistelligen Preisabschlägen bei Aldi.

Aldi gilt im deutschen Lebensmittelhandel als Schrittmacher. An den Preisen der Discounter orientieren sich erfahrungsgemäß auch große Supermarktketten in ihrer untersten Preislage mit Eigenmarken-Produkten. Konkurrent Lidl reagierte prompt: "Lidl Deutschland vollzieht die von einem Mitbewerber ausgelöste Preissenkung ebenfalls nach und folgt damit dem Gesamtmarkt", hieß es in einer Mitteilung. Auch der Discounter Norma senkte eine Reihe von Preisen. Ein Sprecher von Rewe und Penny kündigte an, man werde mit den "jeweiligen Preiseinstiegseigenmarken auf die vom Wettbewerb ausgelöste Preisrunde bei Milch und Fleisch reagieren". Von Edeka und Netto Marken-Discount war zunächst kein Auskunft zu erhalten.

Der Deutsche Bauernverband bezeichnete es als "nicht akzeptabel, wenn Molkereien und Lebensmittelhandel als einzige Antwort auf die derzeitige Marktsituation in die alten Verhaltensmuster der Billigpreispolitik zurückfallen." Dies widerspreche auch deren Verantwortung gegenüber den Milchbauern und der Milchproduktion in Deutschland. Greenpeace forderte faire Preise. "Die Anforderung an Qualität und Nachhaltigkeit müssen erfüllt werden", teilte die Umweltschutzorganisation mit. Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einer Preis-Dumping-Strategie, die auf dem Rücken der Tiere und auch der Landwirte ausgetragen werde. Erst im Januar seien die Preise für Eier massiv gesenkt worden, im März die für Fleisch.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter fordert von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) einen Runden Tisch. "Wir steuern wieder auf eine Krise zu", sagte der Verbandssprecher Hans Foldenauer. Eine weltweit hohe Milchproduktion und eine schwächere Nachfrage aus Asien drückten auf die Preise. Der Verband geht davon aus, dass der Auszahlungspreis der Molkereien für die Milchviehhalter in Deutschland Richtung 30 Cent je Kilogramm Rohmilch sinken wird.

Das sei zwar mehr als im zurückliegenden Krisenjahr 2009, als der durchschnittliche Auszahlungspreis zeitweise nur noch knapp über 20 Cent je Kilogramm Rohmilch gelegen habe. Doch: "Durch die hohen Kostensteigerungen wären 30 Cent je Kilogramm mit der Situation von 2009 vergleichbar", sagte Foldenauer. Aktuell betrage der Auszahlungspreis schätzungsweise 33 Cent je Kilogramm Rohmilch.

Aldi Nord und Aldi Süd verwiesen auf ein Überangebot auf den Märkten, das zu sinkenden Rohstoffpreisen führe. Im Detail fielen die Preise am Montag bei Frisch- und H-Milch mit 1,5 Prozent Fettgehalt um zehn Cent je Liter auf 55 Cent (minus 15,4 Prozent). Bei Frisch- und H-Milch mit 3,5 Prozent Fettgehalt sanken die Aldi-Preise ebenfalls um zehn Cent auf 59 Cent je Liter (minus 14,5 Prozent).

(AFP/dpa/ots)
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