Erleichterung bei ThyssenKrupp Aktionäre entlasten Vorstand und Aufsichtsrat

Bochum · Aufatmen beim ThyssenKrupp-Vorstand und dem Aufsichtsrat. Nach fast zwölfstündiger Hauptversammlung erteilten die Aktionäre am späten Freitagabend den Managern die Entlastung, wenn auch nicht mit glänzendem Ergebnis. Die Manager erhielten nur zwischen 62 und 76 Prozent der Stimmen für ihre Entlastung. Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der im Mittelpunkt der Kritik stand, kam auf rund 69 Prozent.

ThyssenKrupp: Schulterschluss mit Cromme
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Vorstandschef Heinrich Hiesinger, der erst Anfang 2011 zum Konzern kam und für die Fehlinvestitionen in Stahlwerke nicht verantwortlich ist, erhielt mehr als 70 Prozent. Verärgerte Anteilseigner des angeschlagenen Stahlriesen hatten den Aufsichtsrat um Chefkontrolleur Cromme wegen Milliardenverlusten heftig attackiert. Zahlreiche Aktionäre sprachen angesichts eines Fehlbetrages von rund fünf Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr von einem Desaster. Einige forderten sogar, dem Kontrollgremium einen Denkzettel zu verpassen und die Entlastung zu verweigern. Andere verlangten Crommes Rücktritt.

Der Aufsichtsratsvorsitzende gestand eine Mitverantwortung des Kontrollgremiums für das Debakel und andere Fehlentwicklungen ein. "Ja, wir haben zu lange vertraut, wir hätten früher handeln können", sagte der 69-Jährige. Allerdings habe der Aufsichtsrat immer dann, wenn entsprechende Fakten dies ermöglicht hätten, konsequent gehandelt.

Beitz steht hinter Cromme

Bereits vor Beginn der Veranstaltung hatte sich Berthold Beitz als Chef der Krupp-Stiftung, des größten Einzelaktionärs, im Blitzlichtgewitter mit einer demonstrativen Geste hinter Cromme gestellt. Cromme kündigte an, das Kontrollgremium werde für 2011/12 nachträglich auf die Hälfte seiner Vergütung verzichten.

Konzernchef Hiesinger versprach einen umfassenden Umbau. Als eines der wichtigsten Ziele gab er aus, die Finanzen des hoch verschuldeten Unternehmens zu stabilisieren sowie das Technologiegeschäft auszubauen. Änderungen müsse es auch bei der Unternehmenskultur geben. "Ich gebe aber zu: Auch mir war bei meinem Amtsantritt nicht bewusst, wie tiefgreifend der nötige Veränderungsprozess sein würde", sagte Hiesinger.

Zu den Milliardenverlusten im Zusammenhang mit Stahlwerken in Übersee sagte Cromme, es sei trotz aller Anstrengungen in der Vergangenheit nicht gelungen, Fehlentwicklungen zu verhindern.
"Rechtlich korrekte Entscheidungen bedeuten nicht zwangsläufig auch gute unternehmerische Entscheidungen." Massive Probleme bei den Stahlwerken in den USA und in Brasilien hatten ThyssenKrupp tief in die roten Zahlen gestürzt. Vor dem Hintergrund von Kartell- und Korruptionsfällen betonte Cromme, dass derartige Verstöße vom Aufsichtsrat "mit Nachdruck" verurteilt werden.

Hiesinger zeigte sich zuversichtlich, den geplanten Verkauf der Stahlwerke des Konzerns in Brasilien und den USA bis zum Herbst abschließen zu können. Der Verkauf gehe voran.

(dpa/felt/das)
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