Chemiekonzern leidet am Niedrigwasser Covestro und Deutsche Bank stürzen ab

Leverkusen · Wegen des Rhein-Niedrigwassers und des teuren Stellenabbaus kann der Chemiekonzern seine Jahresziele nicht erreichen. Die Deutsche Bank gerät in den Strudel des Danske-Skandals. Das drückt den Dax auf ein Zwei-Jahres-Tief.

 Die Covestro-Zentrale in Leverkusen.

Die Covestro-Zentrale in Leverkusen.

Foto: dpa, obe htf gfh

(anh/rtr) Vor kurzem war Covestro noch ein Star am Börsenhimmel: Binnen zwei Jahren hatte sich der Aktienkurs fast vervierfacht auf 95 Euro. Das junge Chemie-Unternehmen war, kaum dass der Mutterkonzern Bayer es abgespalten und an die Börse gebracht hatte, in die erste Börsenliga aufgestiegen. Doch seit dem Sommer geht es abwärts – und am Dienstag sogar steil bergab: Covestro musste seine Jahresprognose kassieren. Statt einen Gewinn (Ebitda) über dem Wert des Vorjahres erwartet Covestro jetzt nur noch einen Wert leicht darunter. 2017 hatte Covestro 3,44 Milliarden Euro an Gewinn eingefahren.

Die Anleger reagierten schockiert: Die Aktie stürzte am Dienstag um 16 Prozent auf 47,20 Euro ab. Denn Covestro hat in diesem Jahr unter dem neuen Finanzvorstand Thomas Toepfer einen regelrechten Zickzack-Kurs bei seinen Prognosen hingelegt, und das mögen Anleger gar nicht. Im Sommer hatte der Konzern seine Prognose angehoben, im Oktober noch einmal bestätigt, um sie jetzt als zu optimistisch zu kassieren.

Da half es auch nichts, dass der Chemiekonzern gleich drei Gründe für den Schwenk nannte: Der niedrige Rheinwasserpegel führe zu Produktionsausfällen sowie höheren Logistikkosten. Zweitens nehme der Wettbewerb zu. Und drittens würden die Rückstellungen für das Sparprogramm „Perspective“ den Gewinn belasten, wie Covestro mitteilte.

Bereits im Oktober hatte die frühere Bayer-Tochter angekündigt, 900 seiner 15.700 Arbeitsplätze bis Ende des Jahres 2020 zu streichen. 400 Stellen fallen dabei in Deutschland weg, hier hat Covestro 6200 Mitarbeiter. Da man vor allem in der Verwaltung sparen will, ist Leverkusen als Sitze der Zentrale besonders betroffen. Für die deutschen Standorte hatte Covestro im Oktober immerhin den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum Ende 2025 zugesagt und die entsprechende Vereinbarung verlängert.

Covestro hilft es auch wenig, dass die anderen Chemiekonzernen ebenfalls unter Druck stehen. Auch Evonik und BASF klagen über die Eintrübung der globalen Chemiekonjunktur und zunehmende Transport-Probleme wegen des Rhein-Niedrigwassers.

Der größte deutsche Chemiekonzern BASF kündigte nun am Dienstag an, im kommenden Jahr ein neues Sparprogram aufzulegen. Davon sollen direkt und indirekt bis zu 20.000 der 115.000 Stellen betroffen sein. Die BASF-Aktie rutschte um vier Prozent auf 66 Euro ab, seit Jahresanfang hat sie ein Viertel ihres Wertes verloren.

Die Chemie-Schwergewichte rissen auch den Dax mit in die Tiefe. Er fiel um 1,6 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 11.066 Punkten. Dazu trug auch die Deutsche Bank ihr Scherflein bei. Die Aktie sackte zeitweise auf ein neues historisches Tief von 8,05 Euro. Grund waren Medienberichte, wonach nun auch der deutsche Brnachenprimus in den Geldwäscheskandal der Danske Bank verwickelt sein könnte. Ein Ex-Mitarbeiter der Danske Bank sagte am Montag vor einem Ausschuss des Parlaments in Kopenhagen, dass bis zu 150 Milliarden Euro über die US-Tochter einer großen europäischen Bank gewaschen worden seien. Er nannte die Deutsche Bank zwar nicht beim Namen. Laut der Agentur Reuters sei die Deutsche Bank aber neben den US-Banken JP Morgan und Bank of America im Visier der Ermittler. Die Deutsche Bank teilte dazu mit, dass sie als Korrespondenzbank für die Danske Bank in Estland tätig gewesen sei. Die Geschäftsbeziehungen seien 2015 beendet worden, nachdem verdächtige Aktivitäten bei Kunden dem Institut festgestellt worden seien.

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