Telekom schont die Kasse Aktien-Ausgabe statt Bar-Dividende erfolgreich

Frankfurt · Coup für die Deutsche Telekom : Als erstes großes deutsches Unternehmen zahlt der Bonner Konzern einen Teil der Dividende in eigenen Aktien und schont dadurch seine Kasse. Finanzchef Tim Höttges konnte gewichtige Aktionäre davon überzeugen, künftig statt Bargeld auf das Konto lieber neue T-Aktien ins Depot zu erhalten.

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Eigner mit zusammen 38 Prozent der Telekom-Papiere hätten sich für eine Dividendenauszahlung in Aktien entschieden, teilte der Telefonkonzern am Montag mit. "Mit diesem innovativen Dividendenangebot sind wir Vorreiter im Dax", erklärte Höttges.

Die einbehaltenen Gelder von gut einer Milliarde Euro kann die Telekom für den milliardenschweren Ausbau der Datenautobahnen in Deutschland gut gebrauchen. Die T-Aktien kletterte in einem freundlichen Gesamtmarkt um 1,8 Prozent auf 9 Euro nach oben. Die Telekom hatte ihre Anteilseigner zum ersten Mal vor die Wahl gestellt, ob sie für 2012 eine Bardividende von 70 Cent oder stattdessen für 12,5 Telekom-Aktien eine neue T-Aktie haben wollten. Als Folge der Transaktion müssen 130 Millionen neuen Aktien ausgegeben werden.

Ursprünglich wollte die Telekom für voriges Jahr 3,4 Milliarden Euro an die Gesellschafter ausschütten - die Höhe wurde bereits auf drei Milliarden Euro gekappt. Dank der Aktienoption reduzierte sich die Barzahlungen auf 1,9 Milliarden Euro - die restlichen 1,1 Milliarden Euro stehen nun wieder zur freien Verfügung. "Das ist ein Erfolg für die Telekom, da die Annahmequote relativ hoch ist", sagte Wolfgang Specht, Analyst beim Bankhaus Lampe. Dank des Schritts verbessere die Telekom ihre Barmittel-Ausstattung. Dadurch könne der Konzern Geld für Investitionen aufbringen und gleichzeitig die Verschuldung weiter unter Kontrolle halten, erläuterte er.

Kleinaktionäre bevorzugen Cash

Nicht verraten wollte die Telekom, welche der Aktionäre auf Cash verzichtet habe. Größter Eigner ist der Bund, der direkt und indirekt 32 Prozent hält: Das Bundesfinanzministerium hatte vorige Woche erklärt, für seine 15 Prozent die Bar-Option zu wählen. Weitere 17 Prozent sind bei der staatlichen Förderbank KfW geparkt. Diese wollte sich nach frühern Angaben wenigstens einen Teil der Ausschüttung in Aktien auszahlen lassen. Genaueres war am Montag nicht von der KfW zu erfahren.

Die Entscheidung hat auch Folgen für den Anteil des Bundes an der Telekom: Da die KfW neue T-Aktien aus einer Kapitalerhöhung erhält, steigt auch ihr Anteil an dem Bonner Unternehmen. Nach Daten des Wertpapierdienstleisters dwp Bank hatte sich nur ein Bruchteil der Kleinaktionäre für eine Auszahlung der Dividende in Aktien entschieden. Weniger als fünf Prozent der 800.000 Telekom-Anteilseigner, deren Depots die dwp Bank betreut, hätten das Wahlrecht genutzt, hatte ein Sprecher zuvor gesagt.

Das Frankfurter Institut wickelt unter anderem Wertpapiergeschäfte für die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken ab. Die Telekom will mit dem Schritt ein Teil des Geldes für den teuren Netzausbau aufbringen. Allein vier Milliarden Euro steckt der Konzern in die Modernisierung des US-Mobilfunknetzes, weitere sechs Milliarden Euro stehen für den Breitband-Ausbau in Deutschland an. Zudem wurde die Ausschüttung für dieses und nächstes Jahr auf einen halben Euro je T-Aktie gekappt - das ist der niedrigste Stand seit knapp zehn Jahren.

(REU/felt)
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